Quelle zum Glück
Heimat der Viertausender, Thermalwasser aus unzähligen Quellen, größtes Weinanbaugebiet der Schweiz, zweisprachig – das Wallis ist begehrt. Und Leukerbad, Martigny oder Nendaz längst Ganzjahresziele
Vormittags in die Berge, nachmittags ins Thermalwasser: So lässt sich's aushalten in Leukerbad und Umgebung
Von Fred Hafner
Leukerbad. Klar, das Matterhorn, die Gornergratbahn, das autofreie Zermatt als Ausgangspunkt des Glacier-Express oder den Aletschgletscher kennt (fast) jeder. Sind sie doch allesamt touristische Höhepunkte nicht nur der Schweiz, sondern des gesamten Alpenraums. Alle liegen im Wallis, dem drittgrößten Kanton der Eidgenossen. Doch gerade dieser Kanton hat viel mehr zu bieten.
Das Wallis ist zweisprachig, deutsch und französisch. Die Sprachgrenze liegt östlich von Siders (franz. Sierre). Im Oberwallis wird deutsch, im Mittel- und Unterwallis französisch gesprochen. Hauptort des Wallis – oder sollen wir sagen: Hauptstadt – ist Sitten (französisch: Sion). Das Verwaltungszentrum hat 35.000 Einwohner, gefolgt von Martigny mit 20.000 sowie Monthey und Siders mit je 18.000 Einwohnern.
350.000 Menschen wohnen in Wallis. Der Anteil der französisch sprechenden Bevölkerung liegt bei 62,8 Prozent, deutsch sprechen 28,4 Prozent. Italienisch wird von 2,2 Prozent gesprochen, rätoromanisch und andere Sprachen nutzen rund 6,6 Prozent der Walliser.
Das Rhonetal ist mit zahlreichen, aber durchweg kleineren Städten durchzogen: hier Martigny. Immer im Blick sind die 4.000er Berge, rechts üppige Weinhänge
Wenn zur Rushhour die modernen Doppelstockzüge im Halbstundentakt durch das Rhonetal fahren, geht es auf den Bahnsteigen in Siders, Sitten, Leuk und Martigny schon mal so eng zu wie auf dem Bahnsteig der Berliner S-Bahn am Alexanderplatz. Wo kommen nur all die vielen Menschen her?
Die Frage ist relativ einfach zu beantworten: Das Wallis besitzt eine durchschnittlich junge, sehr urbane und mobile Bevölkerung. Viel Zuwanderung (Ausländeranteil ca. 35 Prozent), große Berufs- und Hochschulen, mittelgroße Industriebetriebe und jede Menge Landwirtschaft sorgen ebenfalls für hohe Mobilität. Kein Wunder, daß viele Menschen unterwegs sind, der überwiegende Anteil mit Bahnen und Bussen. Hinzu kommen die zahlreichen Besucher. Denn trotz Industrie, Landwirtschaft und Weinanbau ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle.
Das Wallis liegt hauptsächlich im Tal der Rhone. Es zieht sich vom Rhonegletscher bis zum Genfer See. Links und rechts dieses Korridors locken zahlreichen 4.000-er Berge sowie bekannte Kurorte: etwa Leukerbad, Nendaz oder Crans-Montana. Und: Das Wallis ist mit seiner über 5.236 Hektar großen Rebfläche das grösste Weinanbaugebiet der Schweiz.
Die Natur und die Landschaften sind unbestreitbare Vorzüge des Wallis. Von den Lärchenwäldern an den Alpenhängen über die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt bis hin zu den Bergseen mit ihrem kristallklaren Wasser – der Kanton verfügt über ein wertvolles Erbe, das geschützt werden will. Dafür sorgen seit mehreren Jahren verschiedene Initiativen. Erneuerbare Energien, umweltfreundliche Unterkünfte oder die Sensibilisierung für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel: Das Wallis unternimmt viel für Nachhaltigkeit.
Das Wallis ist das größte Weinanbaugebiet der Schweiz. Im gesamten Rhonetal gibt es zahlreiche, teils sehr steile, Weinberge. Durch ihre wechselnden Farben im Spiel der Jahreszeiten, hier Herbst und Winter, dominieren sie das Bild der Landschaft entscheidend.
Zum Beispiel in Leukerbad.
Im Höhen-Thermalbadeort sprudeln täglich 3.9 Millionen Liter 51°C heisses Wasser aus 65 Thermalquellen! Fast jedes Hotel besitzt seine eigene kleine Quelle, viele ein Thermalbad. Neben dem medizinischen Rehabilitationszentrum gehören zahlreiche öffentliche Thermalbäder zum Angebot. Ob Skifahrer im Winter oder Wanderer im Sommer, die Gelegenheit, nach sportlicher Betätigung die Glieder im warmen Wasser zu entspannen und neue Kraft zu tanken, ist allen hochwillkommen.
Die Destination Leukerbad ist eine der wenigen alpinen Ganzjahresdestinationen. Dafür sorgen zahlreiche Hallen-Angebote der Sportarena Leukerbad mit wettersicheren Indoor- Sportmöglichkeiten.
Aber vor allem `outdoor´ bieten die Gemeinden Albinen, Inden, Leukerbad und Varen eingebettet in den Naturpark Pfyn-Finges an 365 Tagen im Jahr eine Vielzahl an Erlebnissen – für Gross und Klein, Abenteuerlustige und Geniesser. Im Sommer und Herbst stehen sonnige, abwechslungsreiche Biketrails, herausfordernde Kletterrouten und Wander- sowie Bergtouren auf dem Programm. Im Winter und Frühjahr bieten die Skigebiete Torrent und die Gemmi Schneesportvergnügen. Abseits der Skipiste warten versteckte Skitouren und gemütliche Winterwanderwege darauf, entdeckt zu werden.
Als Ganzjahresdestination steht in Leukerbad für Gäste und Einheimische eine vielseitige Infrastruktur zur Verfügung: drei öffentliche und fünf Hotels mit eigenen Thermalbädern, zwei Bergbahnunternehmen, ein Sportzentrum mit angrenzendem Kinderskigebiet im Dorf, eigene Busbetriebe, eine Hochschule für Physiotherapie sowie eine Höhenklinik gehören zu den meist frequentierten Orten. „Strategischer Schwerpunkt der nächsten Jahre sind die Erneuerung und der Ausbau dieser Infrastrukturen sowie Investitionen in neue Angebote“, sagt Stefanie Tangeten vom Tourismusbüro Leukerbad. Sie kommt aus Bremen, ist viel in der Welt herumgekommen. Jetzt ist sie im Wallis mit Haus und Familie heimisch, in einem kleinen Dorf, etwas abseits von Leukerbad. „Die Lebensqualität hier ist einfach einzigartig“, begründet sie ihre Sesshaftigkeit.
In Leukerbad wird in die Zukunft investiert. Die Gemmi-Bahnen erneuern die Bergstation und planen, einen attraktiven Fotopoint zu installieren. Zusammen mit weiteren kleineren Investitionen, wollen sie bis 2026 rund fünf Millionen Franken ausgeben.
Die Torrent-Bahnen erhalten im laufenden Jahr neue Kabinen für die Luftseilbahn Leukerbad-Rinderhütte. Weiter sollen die Gondeln der Umlaufseilbahn Flaschen- Rinderhütte in den nächsten Jahren ersetzt werden. Dies erfordert eine Investition von insgesamt rund acht Millionen Franken.
Der Snowpark Sportarena ist das beliebte Kinder- und Anfängerskigebiet direkt im Dorf von Leukerbad. Nachdem in den letzten Jahren ein moderner Skiraum gebaut wurde, wird für die kommende Saison das Erlebnis auf den Pisten weiter ausgebaut: Neue spielerische Elemente und eine Verlängerung der Mini Funslope sorgen für noch mehr Winterspass. Zudem werden in den nächsten Jahren die Anlagen erneuert. Dazu werden ein Skilift und ein Förderband ersetzt, wofür mehr als eine halbe Million Franken investiert werden.
Zusammengefasst sind dies über die drei Gebiete Gemmi, Torrent und Snowpark Investitionen von rund 20 Millionen Franken in den nächsten fünf Jahren.
Als grösstes und höchstgelegenes Thermalresort der Alpen sind die Thermalquellen zentrales Element und klare Stärke von Leukerbad. Mehr noch: Sie sind touristischer Fokus für die gesamte Region. Von Wellness über Erholung bis Genesung: körperliches Wohlbefinden, Gesundheit und nachhaltiger Tourismus werden in Einklang gebracht. Rund um das Jahr bietet Leukerbad seinen Gästen attraktive Erlebnisse mit einem einzigartigen Mix aus Natur, Erholung, Genuss und Kultur. Und das alles an einem Standort.
Eine Bremerin vermarktet Leukerbad: Stefanie Tangeten vom Tourismusbüro ist viel in der Welt herumgekommen. Verliebt hat sie sich schließlich ins Wallis
Die Gemmibahn wurde erst 2012 neu gebaut. Dennoch werden gerade wieder fünf Millionen Franken in eine neue Bergstation investiert. In die benachbarte Torrentbahn fließen sogar acht Millionen Franken bis 2026 – hauptsächlich für neue Kabinen
Bergrestaurant Gemmi auf 2.344 Meter Höhe: Überragende Aussicht und ...
....überragende Rösti-Auswahl!
Zum Beispiel in Nendaz.
Zur Gemeinde Nendaz gehören insgesamt 18 Ortschaften. Die wichtigste ist Haute-Nendaz mit ihren traditionellen Wohnhäusern, Scheunen und Speichern. Die Ferienregion verfügt über 8 Suonen – das sind historische Bewässerungskanäle. Diese Wasserleitungen bestehen aus offenen Gräben, die das kostbare Wasser von den Gebirgsbächen – zum Teil auf abenteuerliche Art – auf die trockenen Weiden und Äcker, in die Weinberge oder auf die Obstplantagen bringen. Dazu kommen 98 km Wanderwege, 200 km Mountainbike-Trails. Es gibt den Japanischen Garten von Siviez und den Mont Fort hoch über dem Wintersportgebiet „4 Vallées“ mit 3330 Metern. Und: Nendaz bietet ein abwechslungsreiches Kinderprogramm, Kleinkinderbetreuung, kinderwagengerechte Spazierwege und Spielplätze – alles für ideale Ferien mit der Familie.
Auch am Abend immer etwas Besonderes: Blick von Nendaz hinunter ins Rhonetal
Zum Beispiel Martigny.
Martigny in der Grenzregion nahe Frankreich und Italien gelegen, ist für Feier- und Kulturinteressierte ein Muss. Ein eindrucksvoller archäologischer Spaziergang führt zu den römischen Überresten. Das Château de la Bâtiaz bietet eine wunderbare Aussicht auf das Rhonetal. Die Stiftung Pierre Gianadda beherbergt eine beachtliche Sammlung grosser Maler, einen wunderschönen Skulpturenpark, sowie die grösste Automobilsammlung der Schweiz. Das Barryland widmet sich ganz der Geschichte des Bernhardiners. Vervollständigt wird das Angebot dieser Kulturstadt durch weitere Sehenswürdigkeiten wie die Distillerie Morand, die Moulin Semblanet (Mühle), das Musée des Sciences de la Terre (Museum für Geologie), l’Hôtel-de-Ville (Rathaus) und das Manoir (Gutshaus).
Die Distillerie Morand in Martigny ist für ihre hochqualitativen Obstbrände weltweit berühmt und gefragt
In den großen Kesseln reifen über 50 Getränkesorten aus einheimischem Obst
Dem Zeitgeist entsprechend enthalten längst nicht mehr alle Alkohol. Es gibt ebenso sehr wohlschmeckende alkoholfreie Säfte und Konzentrate
Egal, für welchen Ort man sich entscheidet: Das Wallis ist ein Paradies für Aktive und Wellnessliebhaber gleichermaßen. Die majestätischen Viertausender der Alpen machen die Region zu einer herrlichen Kulisse für jegliche Sportarten. Dank der Höhenlage seiner Skigebiete garantiert das Wallis optimale Schneesicherheit auf 2000 Pistenkilometern – ein Eldorado für Skifahrer und Snowboarder. Die besondere Flora und Fauna bieten inmitten einer einmaligen Bergkulisse sehr schöne Wandermöglichkeiten für Anfänger und Geübte. Ein Bike-Netz mit über 225 Kilometern abwechslungsreichen Trails bietet sportlichen und Genussradlern alle Möglichkeiten. Gesundheit und Erholung pur in der Bergwelt garanitert das natürliche Thermalwasser mit 500-jähriger Tradition.
Allein Leukerbad will Logiernächte und Umsatz bis Ende 2026 (gegenüber 2018) um 20 Prozent steigern. Und das nachhaltig. Die 3,9 Millionen Liter Thermalwasser, die täglich mit bis zu 51° Celsius aus dem Berg sprudeln, garantieren ein energieeffizientes Badeerlebnis. Der Energieverbrauch für
die Beheizung und Nachheizung des Badewassers beträgt nur 10 Prozent gegenüber einem Bad mit erwärmtem Leitungswasser. Die restlichen 90 Prozent werden dem Thermalwasser entnommen. Alle Bergbahnabos, die in der Destination Leukerbad verkauft werden, sind schon heute klimaneutral. Durch den Kauf eines Abos unterstützen Gäste den myclimate «Cause We Care»-Fonds mit einem Franken. In den Restaurants der My Leukerbad AG stehen nachhaltig produzierte Menus bereit. Pro verkauftes Menu fliesst ein Franken in den myclimate «Cause We Care»-Fonds. Der gespendete Betrag wird durch die My Leukerbad AG verdoppelt. Die Destination Leukerbad nimmt an der Sensibilisierungskampagne «Protect our Winters» teil. Gäste werden dazu animiert, mit dem öffentlichen Verkehr in die Ferien nach Leukerbad zu reisen. Dafür sind sie mobil mit den überall gut ausgebauten und dicht verkehrenden öffentlichen Verkehrsmitteln. (Januar 2023)
Anreise:
DB bis Basel, dann weiter nach Brig
Flug nach Zürich, dann mit der Bahn weiter nach Brig
Auto über Basel und Bern
Infos: