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ZUR QUELLE ZIEHT ES ALLE HIN

Im Tomasee in Graubünden entspringt der Rhein.
Mit seinen 1.231 Kilometern Länge ist er einer der bedeutendsten Flüsse Europas

Matterhorn-Gotthard-Bahn am Oberalppass

Zug der Matterhorn-Gotthard-Bahn am 2.046 Meter hohen Oberalppass im Kanton Uri 

 

Von Fred Hafner

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Oberalppass. Jeder kennt die Schweiz und Graubünden, viele kennen den Oberalppass. Aber kennen Sie auch seine Umgebung? Hier passen die meisten Touristen, erleben sie den die Passhöhe doch oft nur zur Durchreise. Dabei ist die Region um den Oberalppass einen längeren Aufenthalt wert.

Denn in nur zwei Stunden Fußwanderung gelangt man vom Oberalppass zu einer ganz besonderen Stelle Europas: der Rheinquelle. „Zuflüsse in den Rhein gibt es zahlreich. Aber als in den 1920er Jahren die Bahnverbindung über den Pass verlegt wurde, schlug die Bahngesellschaft als erste zu und sorgte für einen Wanderweg zur Quelle“, erzählt Heidi Meier, Tourismusführerin aus Sedrun. Sie kennt hier jeden Quadratmeter und stapft mit uns trotz erstem Schnee im September zielgerichtet auf dem Bergpfad hinauf. Nach 120 Minuten und 301 Höhenmeter über dem Oberalppass stehen wir am Gedenkstein, der die Quelle markiert. Heidi animiert: „Wer mag, kann aus dem Tomasee trinken. Hier ist die Wasserqualiät des Rhein noch 1A.“

Straße am höchsten Punkt des Oberalppasses
Wanderwegschild: 3 kilometer zur Rheinquelle
Der Tomasee am Oberalppass. Hier entspringt der Rhein
Wanderweg zum Tomasee: Wanderschuhe sind wichtig

Vom Oberalppass muss man drei Kilometer Wandern (Fotos oben).

Nach 120 Minuten und 301 Höhenmetern ist der Tomasee erreicht. Der Weg ist mittelschwer, kein Spaziergang. Stöcke sind hilfreich. Umso größer ist die Freude, wenn man dann an der Rheinquelle steht (Fotos unten)

Im Hochsommer kann man hier sogar ein Bad nehmen, aber jetzt erfreuen wir uns an den zahlreichen seltenen Blumenarten, die Heidi auf dem Rückweg unermüdlich anpreist. Das Wandergebiet ist sehr groß und vielfältig. Wer etwa in Passnähe übernachtet, findet mühelos vier bis fünf komplett unterschiedliche Tageswanderungen.

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Dafür ist heute leider zu wenig Zeit. Wieder auf dem Bahnhof Oberalppass angekommen, fahren wir mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn über Sedrun nach Disentis. Hier erwartet uns schon Pater Theo. Der 62-jährige lebt mit 21 Mitbrüdern im ehrwürdigen Stift. In der dazugehörigen Schule nimmt das Kloster regelmäßig junge Novizen auf. Und ganz neu: Seit kurzem können auch Touristen in geräumigen, schicken Klosterzimmern übernachten. Der Ausblick auf Disentis und das Rheintal ist sehr schön. Selbst Wifi gibt es im Kloster, allerdings keinen TV. Das stört aber hier niemanden, im Gegenteil. 

Gold schürfen aus dem Rhein bei Disentis
Gold schürfen aus dem Rhein bei Disentis

"Gold-Gusti" August Brändle beim Schürfen von Gold: erst Schlick aufnehmen, dann sorgfältig mit der Goldwaschpfanne sieben, dann mit Adlerblick nach dem Edelmetall suchen

Viele Goldstücke, alle im Rhein gefunden
Gold-Gusti präsentiert ein Goldstück

Mit den Jahren kommt einiges zusammen (Foto links). 

Der größte Goldbrocken war 124 Gramm schwer – Sammlerwert 50.000 Franken (Foto rechts)

Die Region um Disentis hat viel mehr Entdeckenswertes. Etwa den berühmten Goldgräber „Gusti“, der seinen Gästen gern das Goldwaschen im Rhein lehrt. „Gold ist seit 32 Jahren mein Leben“, sagt der braungebrannte August Brändle mit strahlendem Gesicht.

Bewaffnet mit Goldwaschpfanne nimmt er uns am Campingplatz Disentis mit in den Fluss. Hier darf jeder ohne Lizenz Gold waschen. Und Gusti verspricht: „Wir finden auch heute etwas“.

Die Pfanne ist schwer, aber zumindest handlich. In hüfthohen Gummistiefeln schaufeln wir mit einem Spaten Schlick und Sand in die Sandrutsche, dann in die Goldpfanne. Und Gusti hatte Recht: Nach nur 30 Minuten hat jeder ein kleines Stück Gold gefunden. Gusti selbst fand 1996 ein Riesenstück, 124 Gramm schwer, Sammlerwert 50.000 Franken. Damit glückte ihm der größte Goldpfund aller Zeiten! Die Einheimischen haben noch heute Ehrfurcht vor ihrem „Gold-Gusti“. Etwas Ähnliches wie seinen Goldjubelschrei am 26. Juni 1996 habe man im Tal des Rheins seit Jahren nicht gehört, heißt es.

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Eine andere Offenbarung, diesmal kulinarischer Art, ist die Spezialität in Disentis: Capruns, Das Synonym für Bündner Kochkunst. Es gibt nicht ein Rezept, sondern Hunderte. Aber im Grunde handelt es sich um in Mangold- oder Lattichblätter gewickelte Päckchen aus Spätzleteig, der mit Kräutern und in kleine Stücke geschnittenem Salsiz oder Bündnerfleisch angereichert ist. Capuns werden in Milchwasser gekocht. Je nach Rezept werden sie noch mit Bergkäse überbacken. Dazu reicht man eine Sauce aus dem Milchwasser – halb Milch und Bouillon. (September 2018)

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Anreise:

DB/SBB über Basel nach Chur

Auto über München oder Lindau nach Chur

Flugzeug: Swiss nach Zürich, SBB nach Chur

Beste Zeit Mai bis Oktober.

Infos:

www.myswitzerland.com

Tel.: 00800 100 200 30 (kostenlos) 

www.disentis-sedrun.ch

www.graubuenden.ch

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