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Einmal Schlossherr sein

Das Hirschberger Tal am Fuße des Riesengebirges hat eine hohe Dichte von Schlössern und Herrenhäusern. Viele sind restauriert, andere warten auf ihre "Erweckung". Ein gelungenes Beispiel ist PaÅ‚ac Pakoszów, das Schloss Wernersdorf

Schloss Wernersdorf

Von Fred Hafner

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Pakoszow. Kenner Polens schwören auf Städte wie Krakau und Breslau. Naturliebhaber und Wintersportler zieht es im Süden unseres Nachbarlandes in die Nationalparks Hohe Tatra oder Riesengebirge. Dass es viel mehr Interessantes gibt, beweist das Hirschberger Tal am Fuße des Riesengebirges. Nirgendwo sonst ist die Dichte an Schlössern und Herrenhäusern höher als hier. Fährt man durch die kleinen Städte und über die Dörfer sieht man große Kontraste. Inzwischen sind viele der prächtigen Gebäude und Nebengelasse liebevoll und detailreich restauriert. Sie bieten Übernachtung mit allem Komfort. Andere warten noch auf „ihre Erlösung“ – einen investierenden Eigentümer.

Ein gelungenes Beispiel ist PaÅ‚ac Pakoszów. Hier erstrahlt das alte Schloss Wernersdorf bereits seit 2012 wieder in neuem Glanz. 

Schlosshotel Wernersdorf

Weitläufige Anlage, detailreich rekonstruiert: Schloss Wernersdorf am Fuße des Riesengebirges

Ein wenig Geschichte: Ursprünglich wurde das Schloss Anfang des 18. Jahrhunderts von Graf Schaffgotsch erbaut. Bereits 1725 erwarb es Johann Martin Gottfried und baute es zur Leinenbleiche um. Denn seit dem späten Mittelalter waren Leinenprodukte das wichtigste Produkt in der Wirtschaft des Hirschberger Tals. Besonders in der Gegend um Hirschberg wurde eine spezielle dünne Leinenart namens Voile gewebt. 

Bis 1945 blieb das Schloss in Familienbesitz. Danach wurde es als Kinderheim genutzt. Investiert wurde kaum. Schließlich stand es lange leer und verfiel. 

Der Enkel des letzten deutschen Eigentümers Hagen Hartmann (geb. 1941, gest. 2022) erwarb 2005 das Eigentum. Es hatte nach 1945 einem privaten polnischen Eigentümer gehört. Das „Schloss in Schlesien“, das die Großeltern 1945 verlassen mussten, war für die Hartmanns aus dem Saarland immer ein Sehnsuchtsort. Als die Option bestand, das Haus 800 Kilometer von zu Hause als Ruine zurückzukaufen, begann für seine Familie eine Reise zu ihren Wurzeln.

Mit Hilfe des Architekten Christopher Jan Schmidt restaurierte und erweiterte Familie Hartmann zwischen 2008 und 2012 die gesamte Anlage und baute sie zum Hotel mit gehobenem Standard aus. 

Suite im Schlosshotel Wernersdorf

44 Zimmer und Suiten bietet das Schlosshotel Wernersdorf. Viele mit bodentiefen Panoramafenstern und mit Blick auf die ehemaligen Bleicheteiche. Im Anbau verfügt jedes Zimmer über einen Balkon, so dass man jederzeit in die Natur „fernsehen“ kann. 

 

Anbau Schlosshotel Wernersdorf

Großzügige Zimmerflächen, ausgewähltes Mobiliar und helle Farben geben dem zweistöckigen Anbau ein modernes Flair - und schaffen damit einen Kontrast zum Hauptgebäude

Gästehaus Schlosshotel Wernersdorf

Das Schlosshotel Wernerdorf ist heute ein 5-Sterne-Hotel. Es ist von einem großen Park mit Teichen umgeben. Das Schlosshotel bietet 44 Zimmer und Suiten, natürlich alle mit eigenem Bad, einem Fernseher und Internetzugang.  Vor allem aber immer mit Blick auf die Schneekoppe. Was kaum noch jemand weiß: Der 1.603 Meter hohe Berg war einmal die höchste Erhebung Preußens! 

Diesen Blick macht ein moderner Anbau möglich.  Denn 2019 wurde das Schloss um ein Seehaus erweitert. Zu den 19 Zimmern im Schloss kamen 23 Luxuszimmer, zwei Appartements sowie ein multifunktional nutzbarer Restaurant- und Bankettsaal hinzu. Der Architekt Christopher Schmidt-Münzberg, der bereits für den Wiederaufbau des Herrenhauses verantwortlich war, hat ein Seehaus errichtet, das sich vollkommen von der barocken Anlage unterscheidet. 

Bodentiefe Panoramafenster mit Blick auf die ehemaligen Bleicheteiche, großzügige Zimmerflächen, ausgewähltes Mobiliar und helle Farben geben dem zweistöckigen Anbau ein modernes Flair – und schaffen damit einen Kontrast zum Hauptgebäude. Jedes Zimmer verfügt über einen Balkon, so dass man jederzeit in die Natur „fernsehen“ kann – und die Schneekoppe ständig im Blick behält. 

Das Frühstück wird im Bankettsaal zwischen Schloss und Anbau serviert. Auch hier immer mit Blick aufs Wasser. Das Hotel verfügt außerdem über ein Restaurant, eine Bar, einen Wellnessbereich, eine Bibliothek, einen Barocksaal, ein Spielzimmer, einen Salon „Frederic“ und einen Konferenzraum.

Restaurant Schlosshotel Wernersdorf

Der altehrwürdige Speisesaal ist heute ein modernes Restaurant mit preisgekrönter Küche. Serviert wird unter alten Holzbalken und direkt vorm Kamin

Bankettsaal Schlosshotel Wernersdorf

Das Frühstück wiederum wird im Bankettsaal serviert. Er verbindet das Schloss mit dem modernen Anbau. Der Blick aufs Wasser ist von allen Tischen inklusive

Barocksaal Schlosshotel Wernersdorf

Der Barocksaal ist die Pracht des Hauses: Eine Nachbildung mit seinen illusionistischen Gemälden schuf der Dresdner Maler Christoph Wetzel, der auch die Barockkuppel der Dresdner Frauenkirche renovierte. Das Originalgemälde, das leider nicht erhalten geblieben ist, stammte vom Barockmaler Johann Franz Hoffmann

Wernersdorf ist ein beliebtes Ziel für Geschäftsreisende und Urlauber. Das Schlosshotel liegt in der Nähe von Jelenia Góra, dem früheren Hirschberg. Jelenia Góra bietet eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, darunter das Stadtschloss, das Museum der Stadtgeschichte und die Mariensäule.

Das Schlosshotel Wernersdorf ist ein idealer Ort, um sich zu entspannen und die schöne Umgebung zu genießen. Auf Wunsch können die Gäste wandern, radfahren, schwimmen und/oder angeln gehen. Aber man muss gar nicht in den Ferne schweifen. Der Park ist sehr  großzügig angelegt und bietet auch Sitzecken, einen Kinderspielplatz und ein Freiluftschach. Eine perfekt gepflegte Blumenanlage mit Rhododendron, Lilien, Pfingstrosen u. a. lädt Laien zum Bewundern und Gärtner zum Stauen ein. 

Das Schloss bietet viele Gemeinschaftsräume. Wer einen Blick in das Delfter Zimmer oder in den Ballsaal werfen möchte, dem wird an der Rezeption gern geholfen. Diese Räume erlebt man auch, wenn man die öffentlichen Veranstaltungen besucht, zu denen das Schloss regelmäßig einlädt. Es gibt Konzerte, Lesungen, Ausstellungseröffnungen. Auch Familienfeiern und Hochzeiten werden gern gebucht.  

Bibliothek Schlosshotel Wernersdorf

Die Bibliothek und das "Delfter Zimmer"

Delfter Zimmer Schlosshotel Wernersdorf
Bar Schlosshotel Wernersdorf
Weinkeller Schlosshotel Wernersdorf

Die Bar und der Weinkeller des Restaurants

Hervorzuheben ist das Schlossrestaurant, das man unbedingt besuchen sollte. Die Küche bietet eine sehr gute Auswahl an polnischen und internationalen Gerichten – auf hohem Niveau zu erschwinglichen Preisen. Bereits zum dritten Mal in Folge wurde die Küche des Hotels Schloss Wernersdorf im Gourmetführer Gault&Millau mit einer Haube bedacht. Für die gelungene Mischung aus Ambiente und innovativer Autorenküche erhielt Küchenchef Robert Szepielak auch in diesem Jahr 11,5 Punkte. „Das Ambiente vereint die barocken Ursprünge mit modernen Designelementen, die Küche setzt auf regionale Produkte, die kreativ und innovativ im Geiste der Haute Cuisine zu kulinarischen Kunstwerken verarbeitet werden." Besonders erwähnenswert war den Testern in diesem Jahr die "Champagnersuppe“, heißt es.

Foyer Schlosshotel Wernersdorf
Bildergalerie Schlosshotel Wernersdorf

Foyer, Schloss- und Hotelflure werden von hochwertigen, wechselnden Künstlern mit ihren themenbezogenen Werken ausgestaltet

Im Schlosshotel Wernersdorf steigt ein Gästemix ab: Sowohl Touristen als auch Geschäftsreisende schätzen die Kombination aus Geschichte, Luxus und Komfort. Deutsche und polnische Gäste dominieren, vereinzelt hört man aber auch andere Sprachen.

„Bei uns haben die Gäste freie Wahl zwischen historischen und modernen Zimmern. Luxus und Komfort zu erschwinglichen Preisen bieten wir in jeder Kategorie“, sagt Natasza Sallmann, Hotelmanagerin.

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Sie führt uns gleich noch in ein zweites Haus am Fuße des Riesengebirges. Kein Schloss, dafür komplett neu erbaut. Das Lake Hill Resort in Sosnowka.

Sosnowka ist eines der ältesten Dörfer im Riesengebirge. Es liegt zwischen Karpacz und Jelenia Gora. Sosnowka war vor Jahrhunderten von Webern besiedelt, die Damast und Voile herstellten. Heute ist es lohnendes Ziel für Urlauber und Geschäftsleute.

Das Lake Hill Resort bietet 174 Apartments: 1-, 2- und 3-Bett-Zimmer, mit Balkon, Terrasse und Garten. Die Zimmer sind mit viel Liebe zum Detail eingerichtet: modernes Design und eine umfangreiche Ausstattung sorgen Komfort. Schwimmbad, Außenpool, Sauna und einzigartiger Blick aufs Riesengebirge sind inklusive. Der Baustil gleicht einem (Schweizer Holz-)Chalet. Er fügt sich gut in die Landschaft ein. Allerdings: Man sollte unbedingt darauf achten, ein Zimmer  mit Blick aufs Gebirge zu buchen. Wer zur Straße raus übernachtet, kann von den Bergen nur träumen.

Lake Hill Resort Sosnowka

Das Lake Hill Resort in Sosnowka: 174 Apartments, direkt am Stausee gelegen, Grün im Überfluss. Bitte unbedingt Seeseite buchen

Das Hirschberger Tal ist eine Region voller Geschichte und Kultur. Es beweist, welche landschaftlichen Schönheiten und privates Engagement außerhalb der bekannten Städte zu entdecken sind. In der Umgebung von Wernersdorf liegen Hirschberg, Schreiberhau und Karpacz, letzteres mit der berühmten wiederaufgebauten norwegischen Stab-Holzkirche Wang. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte …. (2023).

Stabholzkirche Wang an Karpacz

Stabholzkirche Wang in Karpacz: Sie stand ursprünglich in Norwegen, wurde 1841 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. erworben und in Brückenberg, mittlerweile Ortsteil von Krummhübel, im Riesengebirge in der damaligen preußischen Provinz Schlesien wieder aufgebaut

Infos: 

https://www.schlosshotel-wernersdorf.de

https://wang.com.pl/de/

www.polen.travel

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Anreise Auto:

1. über Cottbus–Forst (A15), dann polnische A18 bis Abfahrt Iowa, weiter nach Jelenia Gora (Hirschberg) und Wernersdorf

2. über Dresden–Görlitz (A4), dann polnische A4 bis Abfahrt Jeleniow, weiter nach Jelenia Gora (Hirschberg) und Wernersdorf

Anreise Bahn:

über Berlin und oder Dresden nach Görlitz, dann weiter nach Jelenia Gora (Hirschberg)

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