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Tollkühne Spur für gelassenes Reisen

Für manche ist es die schönste Zugstrecke der Welt: Seit 100 Jahren zuckelt die Centovalli-Bahn grenzüberschreitend durch die Schweiz und Italien – auf einer der faszinierendsten, im Vergleich zu Glacier und Bernina aber weniger bekannten Alpenstrecke

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Von Fred Hafner

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Locarno. Es ist wie im richtigen Leben: Hier öffnen sich Abgründe, dort türmen sich Hügel und Berge auf. Während der verschlungenen Fahrt zwischen Locarno im Tessin und Domodossola in Italien läuft ein Alpenpanorama-Film in höchster Qualität. Die Centovalli-Bahn führt über 83 Brücken, durch 31 Tunnel und 348 Bögen. Dabei überwindet der Zug in knapp zwei Stunden 1100 Höhenmeter. Die Strecke ist durchgehend elektrifiziert. Die Spurweite beträgt 1.000 Millimeter.

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Vorbei an Schluchten, Staudämmen, Bergseen: Alpenpanorama-Film in höchster Qualität

Zweistündlich verkehren die Züge mit maximal 60 km/h von Locarno nach Domodossola, Sie verbinden den Gotthard- und Simplonpass über eine exakt 51,25 Kilometer lange Strecke. Und sie erschließen damit die Kantone Tessin und Wallis miteinander. Dazwischen wird der Zugverkehr auf Schweizer Seite bis Camedo zum Stundentakt verdichtet. 

 

Hier, etwas abseits der Touristenmassen, wissen vor allem auch Schweizer ihre (Bahn- und Berg-) Schätze zu genießen: Urs und Mia Rüdli sitzen morgens zeitig schon im ersten Zug ab Locarno. „Wir wohnen in Bern. Aber einmal monatlich machen wir immer wieder unsere gleiche Rundfahrt: über Bellinzona, Locarno, Domodossola geht es nach Brig und wieder zurück nach Bern. Das alles nur, um die Centovalli-Bahn immer wieder neu zu erleben. Die bietet nämlich zu jeder Jahreszeit ein komplett anderes Naturerlebnis.“

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Giuseppe Gatto, Werkstattchef in Ponte Brolla, inspiziert den neuen Motor eines Triebwagens

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Aufgeständerte Fahrzeug und Blick aus dem Führerstand in der Werkstatt Ponte Brolla

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Innen schon ganz schick und mit großen Panoramascheiben: moderner Zug der Centovalli-Bahn

Betrieb und Infrastruktur der wirklich famosen Gebirgsstrecke werden von zwei Unternehmen aus zwei Ländern verantwortet. Für die Schweizer FART (Ferrovie autolinee regionali ticinesi) betont Giuseppe Gatto, der Centovalli-Express sei in den letzten Jahren vollständig modernisiert worden. „Jetzt folgen bis 2025 noch acht weitere nigelnagelneue Zugkompositionen, die bei Stadler-Rail bestellt sind.“ Gatto leitet das FART-Depot in Ponte Brolla. Gerade werden er und seine neun Mitarbeiter an den neuen Fahrzeuge geschult, um sie später fachgerecht instand halten zu können. „Erst kommen zwei Züge, dann noch einmal sechs“, erklärt der Werkstattchef. Diese neuen Züge sind 3-teilig und haben 18 Achsen. Es gibt große Panoramascheiben, moderne Infodisplays, neue Klimaanlagen und WC´s für die Reisenden. Für die Lokführer bedeuten die Züge modernere Arbeitsplätze und mehr Sicherheitsfeatures. Die alten Züge nimmt Stadler übrigens zurück. Aber die älteste Zugkomposition stammt sogar noch aus dem Jahr 1960. Sie bleibt im Bestand der FART. Mit ihr werden heute die beliebten Nostalgiefahrten durchgeführt. 

 

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Nostalgie-Zug Centovalli

Historischer Zug aus dem Jahr 1960 im Depot Camedo. Mit ihm finden monatlich einmal thematische Sonderfahrten statt. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit und sind jedes Mal rasch ausverkauft

Nostalgie-Abteil Centovalli-Bahn

Viel Plüsch: 1. Klasse-Abteil des historischen Triebwagens

Nostalgie-Abteil Centovalli-Bahn

Viel Holz: Abteil der 2. bzw. 3. Klasse des historischen Triebwagens aus dem Jahr 1960

Die Centovalli-Bahn hat eine Besonderheit im Vergleich zu den meisten anderen Alpenbahnen: Trotz bis zu 60 Promille Steigung bzw. Gefälle kommt sie komplett ohne Zahnstange aus, ist also eine ganz normale sogenannte Adhäsionsbahn. Besonders im Herbst mit dann vielem Laub und bei Regen snd die Schienen rutschig. Kommt beides zusammen, benötigen die Lokführer besonders viel Fingerspitzengefühl beim Fahren und Bremsen.

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Jährlich reisen mehr als eine halbe Million Menschen mit der Centovalli-Bahn, 2022 waren es exakt 546.216. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 253 Mitarbeiter. Davon sind nur 56 für die Bahn (Lokführer, Zugbegleiter, Infrastruktur, Werkstatt, Elektriker, Betriebszentrale) zuständig, die übrigen Kollegen betreiben eine weitreichende Busflotte im Tessin. Gatto berichtet von umfangreichen und aufwändigen Sicherungsmaßnahmen entlang der Gebirgsstrecke. „Unser größtes Problem ist nicht der Schnee. Den schaufeln wir im Winter regelmäßig weg, vielfach sogar per Hand. Unser größtes Problem sind die Steinlawinen.“ Diese bilden ganzjährig eine Gefahr für den Betrieb und die Züge. Deshalb investiert die FART massiv in Gitter und Netze entlang der Strecke. „Insbesondere im Frühling und im Herbst sowie bei starken Gewittern können Berge und Steine ins Rutschen kommen“, wissen Gatto und seine Kollegen aus langjähriger Erfahrung. Deshalb laufen sie mindestens einmal pro Woche die gesamte Strecke bis zum Grenzort Camedo zu Fuß ab, um so Gefahren rechtzeitig zu erkennen. 

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In Italien gibt es entlang der 30 Kilometer langen Strecke bereits viele unbewohnte Dörfer, weshalb der Zug nur bei Bedarf hält. Meistens für Wanderer. Auf Schweizer Seite zwischen Locarno und Camedo mit rund 20 Kilometern Streckenlänge spielt die Centovalli-Bahn jedoch eine wichtige Rolle für die Orte und Bewohner. 

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Ein Schweizer und ein Italienischer Zug bei Intragna, dem Ort mit der höchsten Kirchturmspitze in Tessin

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Der Kirchturm von Intragna ist mit 65,75 Metern der höchste im Tessin. Er würde locker unter die 1915 gebaute Isorno-Eisenbahnbrücke am Ortseingang passen

Michele Turri ist Bürgermeister von Intragna. Die Gemeinde ist mit 1.500 Einwohnern mittelgroß. „Unsere Bevölkerung altert“ erklärt Turri, mehr als 30 Prozent der Einwohner seien bereits über 70 Jahre alt. Aber ihn freut, dass nach vielen Jahren großer Autokonkurrenz es jetzt unter jungen Leute wieder eine Hinwendung zur Schiene gäbe: „Die bei uns wohnenden jüngeren Einwohner und auch ganze Familien nutzen wieder mehr die Züge“, berichtet der Bürgermeister. „Denn die Centovalli-Bahn fährt zuverlässig, pünktlich und im Stundentakt nach Locarno – das ist attraktiv.“ Der Zug wird aus verschiedenen Gründen gewählt: Entweder, weil man kein Auto mehr hat. Oder weil man Parkplatzgebühren in Locarno spart. Oder aber auch, weil man mit Freunden gemütlich etwas trinken kann abends in der Stadt, um dann den Zug zurück zu nehmen. Der fährt bis Mitternacht! Es sei eine Mischung aus allem, sagt Turri. In jedem Fall „ist die Centovalli-Bahn ein großer Standortvorteil für uns“, so der Bürgermeister. „Ohne die Bahn wären das gesamte Centovalli-Tal und unser Ort heute undenkbar!“

Zug der Centovalli-Bahn auf dem Weg von Intragna nach Locarno

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Die Kehrtwende ist interessant. Erinnern sich doch viele Einheimische noch an den großen Druck, unter dem auch die Centovalli-Bahn in den 1970er- und 1980er-Jahren stand. Turri weiß noch sehr lebendig zu beschreiben, wie die Centovalli-Bahn damals Güter transportiert und seine Großeltern sogar ihr Vieh in die Wagen trieben. Aber dann sollte alles auf die Straße verlagert werden, Stilllegungspläne für die Bahn wurden ernsthaft diskutiert. Heute ist davon keine Rede mehr, im Gegenteil: Der Kanton Tessin, die Gemeinden an der Strecke und die FART ringen gemeinsam um die Stärkung der Schiene. „Wir bleiben als Gemeinde nur attraktiv, wenn es die Bahn auch bleibt“, fasst es Turri zusammen. Denn die Bahn nützt den Einheimischen, den Vermietern von Ferienwohnungen (sie bieten das Bahnticket gleich mit an) und den Touristen gleichermaßen.

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Michele Turri ist Bürgermeister von Intragna, einer Gemeinde von 1.500 Einwohnern, und mit der höchsten Kirchturmspitze Tessins: "Die Bahn steigert die Lebensqualität unserer Gemeinde."

Wie so ein gemeinsames Ringen um Attraktivität aussieht, zeigt sich in der nächsten Gemeinde entlang der Strecke, in  Tegna. Sie hat immerhin 2.800 Einwohner. Fabrizio Garbani Nerini ist hier Bürgermeister und sagt: „Wir wollen gemeinsam den 30-Minuten-Takt nach Locarno auf die Schiene bringen. Dann wäre die Centovalli-Bahn für uns noch attraktiver.“ Denn Tegna liegt mit nur sieben Kilometern näher an Locarno als Intragna, weshalb die Taktverdichtung hier ein großes Thema ist. Wir hätten dann fast eine „Umland-Straßenbahn“, sagt Nerini. 

Bis es aber soweit ist, werden noch fünf bis sieben Jahre vergehen. Neue Gleise in Doppelspur, Ausweichstellen und Weichen müssen eingebaut werden, um das Netz für den Halbstunden-Takt auszubauen. „Vor 2029 wird das nix“, weiß der Bürgermeister, „aber man muss ja Ziele haben.“ Selbst wenn es ein wenig später wird, der 30-Minuten-Takt der Centovalli-Bahn ist zwischen Locarno und Tegna fest geplant. Das stärkt die Dörfer entlang der Bahnlinie. Bis es soweit ist, erneuern die Bahn und die Gemeinden schon mal drei Haltepunkte entlang der Strecke. Alles für die Attraktivität der Schiene …

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Grenzbahnhof Camedo zwischen Italien und der Schweiz

Centovalli-Bahn Ponte Brolla

Zug der Centovalli-Bahn im Haltepunkt Ponte Brolla

Bürgermeister Tegna

Fabrizio Garbani Nerini, Bürgermeister von Tegna

Centovalli-Bahn

Zug der Centovalli-Bahn vor imposanter Neuschnee-Kulisse

Locarno ist mit 15.000 Einwohnern eine der größeren Städte im Tessin. Auch hier weiß man um die Bedeutung der Centovalli-Bahn. Michele Rinaldini leitet das Hotel „Belvedere“, oberhalb des wunderschönen Lago Maggiore gelegen. Mit seinen 90 Zimmern, seiner exzellenten Küche, klimatisierten Tagungsräumen und maßgeschneiderten Veranstaltungen für bis zu 300 Personen ist es eines der ersten Adressen in der Stadt: „Unser Haus hat ganzjährig geöffnet. 85 Prozent unserer Übernachtungsgäste sind Schweizer, also Einheimische. Und wir haben 60 Prozent Stammgäste. Natürlich kommen viele mehrfach, um neben dem Besuch Locarnos auch immer wieder mit der Centovalli-Bahn zu fahren.“ Rinaldini weiß das genau, denn er ist ein Direktor „alter Schule“: ständig präsent in seinem Haus spricht er morgens und abends mit seinen Mitarbeitern und mit seinen Gästen. Und weiß so exakt, um deren Wünsche und Befindlichkeiten. Die meisten seiner Hotelgäste sind Touristen, dazu kommen Geschäftsleute. „Beiden Gruppen ist das Erlebnis Centovalli-Bahn sehr wichtig“, sagt Rinaldini.  

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Abfahrtstafel am Bahnhofs Locarno FART: gerade im Schweizer Teil bietet die Centovalli-Bahn dichten Taktverkehr von morgens 4 Uhr bis Mitternacht. Das ist ein Standortfaktor für die Region

Im Museum von Intragna bereitet Kurator Matthias Dellagana derzeit eine besondere Ausstellung vor: „100 Jahre Centovalli-Bahn“. Sie wird am 21. März 2024 eröffnet. Zwar wurde die historische Bahn zwischen Locarno und Domodossola exakt am 25. November 1923 eingeweiht (was mit einer Festveranstaltung im Palacinema in Locarno zelebriert wurde), aber die meisten Veranstaltungen und Aktionen finden 2024 statt. „Wir zeigen die Anfänge der Centovalli-Bahn, die Leben in die einst rückständigen Täler brachte: ihre Geschichte, ihre Architektur, ihre Bedeutung für das Soziale und den Tourismus in unserer Region“, erklärt Dellagana.

 

1913 hatten die Bauarbeiten begonnen, die mitten im Ersten Weltkrieg gestoppt wurden. Erst 1921 war wieder Geld vorhanden für das Projekt. Am 27. März 1923 war die Strecke fertig: 51,25 Gleiskilometer hatten Schweizer und Italiener verlegt. Am 25. November 1923 befuhr der erste Zug die gesamte Strecke.

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Die Centovalli-Bahn in der Nachmittagssonne zwischen Camedo, Intragna und Tegna auf dem Weg nach Locarno. Nicht nur die verschiedenen Jahreszeiten, auch Tageszeit und Sonnenstand sichern ständig wechselnde Ansichten

Jetzt wollen wir, 100 Jahre später, die gesamte Strecke befahren: Klar ist, man geniesst nicht gerade den Komfort des Orientexpresses, aber der Zug ist ja auch nicht wochenlang unterwegs. Wer braucht da einen Speisewagen? Bei unserer Fahrt kommt eine Servicefrau vorbei, die Kaffee für 3,50 Franken aus einer Thermoskanne in Plastikbecher schüttet. Rustikal ist auch das eingesetzte Roll- und Gleismaterial. Es zeugt von verschiedenen Epochen. Je nachdem fährt man mehr oder weniger gefedert durch das Centovalli, dringt das Rattern stärker oder weniger stark in Gelenke und Ohr. 

 

Spektakulär ist die Fahrt von Locarno in Richtung Intragna. Mit 65,75 Metern hat Intragna den höchsten Kirchturm im Tessin. Er würde locker unter die 1915 gebaute Isorno-Eisenbahnbrücke am Ortseingang passen. Denn die ist 82 Meter hoch! Hinter Intragna beginnt das eigentliche Centovalli, eine weitgehend verlassene Gegend, hundert Täler Einsamkeit. Immer kurviger wird die Strecke. Dank der Schmalspur bewältigt der Zug auch enge Radien. Dabei neigt er sich, laut quietschend, mal nach links und mal nach rechts.

 

Der Zug ist die schönste und bequemste Art, das prächtige Centovalli zu erkunden. Vom Bahnhof von Verdasio, zum Beispiel, kann man die Luftseilbahn zum Monte Comino nehmen, um die niedlichen Lamas vom Lamatrekking Ticino zu besuchen oder die Luftseilbahn nach Rasa, das einzige Dorf im Tessin, welches nicht mit dem Auto erreichbar ist. 

 

Jean-Pierre Bäschlin lebt mit seiner Frau Marisa und 20 Lamas ganzjährig oben auf dem Monte Comino. Sie bieten Lama-Trekking an. Je nach Wunsch umfassen die angebotenen Routen zwei bis zehn Kilometer, dauern eine bis sechs Stunden, kosten 40 bis 90 Franken. „Wir haben inzwischen jährlich mehr als 2.000 Gäste, die mit unseren Lamas wandern möchten. Die meisten reisen mit der Centovalli-Bahn an. Es passt sehr gut, dass die Bahnstation direkt neben der Seilbahn liegt. Ohne die Bahn hätten wir viel weniger Gäste“, ist sich Jean-Pierre Bäschlin sicher. 

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Jean-Pierre Bäschlin mit seinen Lamas. Sein Lama-Trecking ist beliebt. Mehr als 2.000 Gäste hat er jährlich. Viele reisen mit der Bahn an

Am Grenzbahnhof Camedo erreichen wir die italienische Seite und damit das Valle Vigezzo, in dem die Centovallina im Volksmund zur Vigezzina wird. Auf diesem Teil hält die Strecke einige ihrer grössten Kulturschätze bereit. Wir steuern auf Re zu, und so kurz der Name, so verrückt die Geschichte dieses Pilgerorts. Die über ihm thronende Wallfahrtskirche in Form einer Basilika ist erst vor hundert Jahren errichtet worden, im Gedenken an ein vor über 500 Jahren registriertes Wunder: Ein Madonnenbild blutete. Der Namenspatronin wird zehn Fahrminuten später, im Hauptort Santa Maria Maggiore, ein grosser Bahnhof bereitet, wie es sich für die Muttergottes gehört. Die italienische Flagge hängt, Touristen tummeln sich im schmucken Städtchen. Hier erreicht die Trasse mit 840 Metern ü. M. auch ihren höchsten Punkt. Und hier fanden vor hundert Jahren auch die zwei Gleisbauteams zusammen, die an den entgegengesetzten Enden der Strecke mit ihrer Arbeit begonnen hatten.

 

Jetzt aber startet die eigentliche Achterbahnfahrt, die sich die Centovallina alias Vigezzina mit Sinn für Symbolik für Italien aufgespart hat. Die Centovalli-Bahn stürzt sich auf diesem Abschnitt quasi zu Tale. Immer steiler wird die Strecke, erreicht das maximale Gefälle von 60 Promille und enge Haarnadelkurven von 50 Metern. Das Tempo ist zum Glück moderat. Heil unten angekommen, scheppert durch den Lautsprecher die Ansage: «Prossima e ultima fermata: Domodossola!» Der Lokführer beschleunigt noch einmal, als könne er es kaum erwarten, seinen Endbahnhof zu erreichen. 

 

Businessleute bemängeln die Internetverbindung auf der Strecke, so wie hier überhaupt alles viel zu langsam gehe. Leseratten finden, im Auf und Ab und Hin und Her nach links und rechts der Centovalli-Route könnten sie den Buchstaben ihrer Lektüre nicht folgen. Verwöhnte wiederum vermissen den Speisewagen. Aber auf dieser Fahrt sollte man ohnehin: nicht arbeiten, nicht lesen, nicht schlemmen. Man soll nur staunen.

 

Es ist kein Zufall, dass diese Eisenbahnstrecke heute zu den zehn schönsten der Welt gehört, die vom Reiseführer „Lonely Planet“ ausgewählt wurden. Es ist eine Reise, die sich zu allen Jahreszeiten geniessen lässt und bei der man bestaunen kann, wie sich die Stimmung mit den Farben der Natur verändert.     (Februar 2024)

Buchungen und Infos:

Die ganze Fahrt von Locarno nach Domodossola oder umgekehrt dauert rund eine Stunde 50 Minuten, Ticketpreis etwa 20 Euro, Panoramazugzuschlag 1,50 Euro 

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https://www.myswitzerland.com 

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https://www.ticino.ch

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vigezzinacentovalli.com

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https://www.belvedere-locarno.com/de

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https://www.ascona-locarno.com/commons/details/Lamatrekking-Ticino/140013

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Die Centovalli-Bahn in Zahlen:

  • 2 Nationen

  • 52 km

  • 83 Brücken

  • 31 Tunnel

  • 348 Kurven

  • 90'000 Eisenbahnschwellen

 

Das Tessin in Zahlen und Fakten:

  • 2.170 Sonnenstunden im Jahr

  • 4.000 Kilometer Wanderwege

  • 3 Unesco-Welterebestätten

  • 130 kleine Bergseen

  • 220 Meter Varzascatal - einer der höchsten Bunges-Sprünge der Welt

  • Amtssprache im Kanton: Italienisch

  • Südlichster Wohnort der Schweiz: Pedrinate

  • Aussicht auf höchsten und tiefsten Punkt der Schweiz: Cardada

  • Hauptstadt des Kantons: Bellinzona

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2024 ist ein besonderes Jahr für die Bahn, weil verschiedene Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum der Centovalli-Bahn organisiert werden

100 anni - fartiamo 

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Anreise: 

Zug: über Basel – Bellinzona nach Locarno

Auto: über Basel oder München nach Locarno

Flugzeug: über Zürich, dann Mietwagen oder Bahn 

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Reisezeitraum:

ganzjährig

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