top of page

Schweigetürme und Geierfraß

Wo alte Handelsstraßen kreuzen und sich Orient und Okzident treffen, wird noch immer über 6.000 Jahre alte Geschichte lebendig. Im Iran verschmolzen Kulturen mit Traditionen und schufen Großes – nach wie vor spürbar, aktueller denn je.

Isfahan, Strassenszene: Menschen kaufen Teigfladen

Von Fred Hafner

1. DER NORDEN IRANS

Menschengedränge auch drei Uhr nachts

Der Iran ist überaus facettenreich: Wüsten, Meer, Urwälder, Steppe.

Aber der Norden des Landes ist am kontrastreichsten.

 

Teheran, Mashhad, Yazd, Isfahan, Shiraz. Wir sind extra zeitig aufgestanden. Sehr zeitig, 2 Uhr in der Nacht. Weil wir wussten, dass der Besucherstrom nie abreist. Aber als wir drei Uhr das Imam-Reza-Heiligtum in Mashhad betreten, trauen wir unseren Augen kaum: Massen von Menschen sind selbst zu dieser nachtschlafenen Zeit hier unterwegs. 

Mashhad hat 2,8 Millionen Einwohner und ist damit nach Teheran die zweitgrößte Stadt des Iran. Der Name Mashhad bedeutet „Stätte des Martyriums“. Die Stadt verknüpft ihre Geschichte eng mit dem Grab des 8. Imams. Reza, so sein Name, soll hier 817 vergiftet worden sein. Das Imam-Reza-Heiligtum nimmt im Zentrum Mashhads eine Gesamtfläche von einem Kilometer Durchmesser ein. Für die Schiiten ist dies der heiligste Ort Irans. Prunkvoll leuchten das Gold der Moscheen und die gewaltigen Tore Stunden später in der Morgensonne. Der Tag beginnt. Nun ist genügend Zeit, Mashhad zu erkunden. Die Stadt bietet ein modernes Bild, mit breiten Straßen, Tausenden Geschäften, einer U-Bahn. Sie dient nicht nur den zahlreichen Einwohnern, sondern auch den mehr als eine Million Pilgern, die jährlich Mashhad besuchen.

Iran ist so kontrastreich wie nur wenige Länder dieser Welt – aber der Norden Irans ist für sich genommen noch einmal unglaublich facettenreich: Nur rund 200 Kilometer  – für iranische Verhältnisse ist das sehr wenig – sind es vom quirligen Mashhad nach Golastan. Die gleichnamige Provinz gibt es erst seit 1998. Sie grenzt an Turkmenistan. Golastan besitzt seit 1967 einen Nationalpark, damit den ältesten Irans. Etwas mehr als 40 Kilometer nordöstlich der Stadt Minudasht erstreckt er sich 50 Kilometer Luftlinie nach Osten. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 20 Kilometer. Der Golestan-Nationalpark umfasst 919 Quadratkilometer und bietet unterschiedlichste Landschaften – von kaspischen Wäldern im Westen bis zu Steppen im Osten. Die Pflanzenwelt ist sehr vielfältig, was auch durch die Höhenunterschiede von bis zu 2.400 Metern begründet ist. Die Tierwelt steht dem nicht nach: Ziegen, Wildschafe, Gazellen, verschiedene Hirsch- und Reharten, vereinzelt sogar Braunbären, Leoparden und Wildkatzen sind im Nationalpark zu Hause. Steinadler, Geier, Falken, Bussarde, Steinhühner und viele Singvogelarten können beobachtet werden. 

Weiter nördlich, Richtung Kaspisches Meer, erstreckt sich ein feuchter, sehr fruchtbarer Küstenstreifen. Das Besondere: Er liegt 27 Meter unter dem Meeresspiegel. Aus der Tiefebene ragt der Kaspische Urwald hervor. Er erstreckt sich in der Nähe der südlichen Küste des Kaspischen Meeres in Aserbaidschan und im Iran eine Fläche von 55.000 Quadratkilometern.

Hier entlang der iranischen Provinzen Gilan, Mazandaran und Gorgan existieren die weltweit letzten Reste unberührter sommergrüner Laubwälder, deshalb Urwald genannt. Sie beherbergen extrem seltene Arten, die als letztes Relikt aus der Eiszeit gelten, wie den Eisenholzbaum (Parrotia persica) und die Orient-Buche (Fagus orientalis). Während vor Tausenden von Jahren die stetige Umwandlung natürlicher Landschaften in Kulturlandschaften in Asien und Europa einsetzte, blieb diese Gegend weitestgehend unberührt. So konnten in der südkaspischen Region natürliche Wälder und Urwaldgebiete bis heute überdauern. Einst war hier der persische Tiger beheimatet, der allerdings in den 1950er Jahren ausgerottet wurde. 

In seiner gesamten Länge wird der iranischen Küstenstreifen am Kaspischen Meer, der oft nur wenige Kilometer breit ist, vom Elbruz-Gebirge begrenzt. Hier findet sich auch die 5.610 Meter hohe Damavand. Alpine Hochgebirgstouren sind möglich. Im Sommer kann dieses Gebirge sogar mit geführten Wanderführern zu Fuß überquert werden. 

Neben der Millionen- und Pilgerstadt Mashhad einerseits und unberührter Natur andererseits bietet der Norden des Iran weitere interessante Orte: Qazvin (350.000 Einwohner, Textilindustrie, Getreide, Weintrauben, Obst), Zanjan (1 Mio Einw., Universitätsstadt, das „Solingen Irans“ mit hochwertiger Messerproduktion), Tabriz (1,6 Mio Einw., Maschinen-, Textil-, petrolchemische Industrie, Messestadt), Arbedil (1,2 Mio Einw., Sheikh-Safi-Heiligtum als Unesco-Weltkulturerbe), Rasht (600.000 Einw., Universitätsstadt, Verkehrsdrehscheibe) und Bandar Anzali (110.000 Einw., bedeutende Hafenstadt). Alle besitzen Moscheen, Museen, traditionelle Basare und historische Architektur.

Wer im Norden des Iran unterwegs ist, sollte zwei Sehenswürdigkeiten unbedingt in seine Reiseplanung aufnehmen: erstens die Feuertempelanlage Takht-e Soleiman („Thron des Salomon“). Sie beherbergt einen 21 Grad warmen Quellsee mit 80 Metern Durchmesser und 60 Metern Tiefe. Die Stätte war wichtiges Grabungszentrum des Deutschen Archäologischen Instituts in den 1960er- und 1970er-Jahren. Und zweitens Gonbad-e Kavus: der aus dem Jahr 1006 stammende Grabturm ist Weltkulturerbe. Er ist der älteste erhaltene Ziegelturm seiner Art und zählt wegen seiner monumentalen, strengen Architektur zu den beeindruckendsten Bauwerken Irans. Der zylindrische Ziegelturm ragt 55 Meter empor. Ein Trost bleibt: für die letztgenannten Sehenswürdigkeiten muss man nicht ganz so zeitig aufstehen. 

Weiter gehts nach Teheran, in Irans Hauptstadt. Schon die Anfahrt ist sehr zeitaufwändig: trotz breiter Straßen gibt es kilometerlange Staus, Kein Wunder bei 9 Millionen Einwohnern. Heute am Freitagnachmittag, scheinen fast alle auf den Straßen unterwegs zu sein. Doch unser Guide klärt auf: Das sei hier immer so, egal ob Wochentags oder Sonntagvormittag. Die Straßen sind immer voll. Denn Teheran ist als Industrie- und Handelsstadt mit Universitäten, Hochschulen, Bibliotheken und Museen nicht ein, sondern das bedeutendste Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum – sowie ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt des Landes. So sind wir froh, endlich den Bus verlassen zu können und ein Stück zu laufen. Was sofort auffällt: Auf den Straßen Teherans geht es vergleichsweise modern zu: Neben Autos auch aus westlicher Produktion und Geschäften mit entsprechenden Produkten machen vor allem die Frauen den Unterschied: Im Gegensatz zum Rest des Landes sind sie hier modern gekleidet. Klar, ein Kopftuch tragen auch sie, aber es sitzt locker über(!) dem Haaransatz. Und es ist fast immer bunt, in geradezu leuchtenden Farben. 

Abends findet in unserem Hotel eine Hochzeitsfeier statt: Männer und Frauen feiern getrennt. Aber wir werden eingeladen, ich darf an der Feier der Herren, meine Frau an der der Damen teilnehmen. Wir sind beide überrascht: Heiße Musik gibts in beiden Sälen, die Tische biegen sich vor Essen und Getränken, Alkohol ist zumindest hier tabu (privat ist das anders, sagt unser Guide später.)  Aber während die Männer mit Anzug und Krawatte relativ "züchtig" gekleidet sind, und – für uns gewöhnungsbedürftig – mangels Frauen miteinander tanzen, berichtet meine Frau doch von relativ lasziver Kleidung im "Damensaal". Kein Wunder, hier ist man ja unter sich. Nur der Bräutigam hat Zugang, aber der ist ja seit heute offiziell vergeben. Also keine Gefahr. Beide Feten enden gegen 0 Uhr. Wir hören, privat wird weitergefeiert – und dann auch gemischtgeschlechtlich. Wir sind ziemlich sicher, dass dann auch Alkohol fließen wird ...Keine Frage: Das moderne Teheran lebt in zwei Welten, der offiziellen züchtigen und der inoffiziellen, westlich orientieren. Allerdings: Sorgenfrei ist das nicht. Ständig müssen auch die Teheraner auf der Hut vor der Sittenpolizei sein. 

Blick vom Fernsehturm in Teheran auf die Stadt
Frauen im Tschador im Iran

Der Blick vom Teheraner Fernsehturm auf die 9-Millonen-Metropole wirkt modern – in den Straßen der Hauptstadt geht es teils modern, teils aber immer noch sehr traditionell zu

Stau in Teheran, Straßenszene
Teheran: Unfallautos am Straßenrand

Die Straßen Teherans wie auch anderer Millionenstädte im Iran sind fast rund um die Uhr chronisch verstopft. An großen Kreuzungen werden Unfallwracks exponiert aufgestellt, um Fahrer zu warnen

2. DIE MITTE IRANS
Schweigetürme, Geierfraß und Besucherklopfer

Yazd ist die konservativste, aber eine der schönsten Städte Irans. Und die umliegende Wüste mit 70,7 Grad Bodentemperatur der heißeste Punkt der Erde.

 

Hamid, unser iranischer Begleiter, hatte uns gewarnt: „Yazd ist eine sehr schöne, aber auch die konservativste Stadt im Iran. Die Yazder sind mit ihren Anschauungen und ihrem Erscheinen selbst für uns Teheraner gewöhnungsbedürftig.“ Und richtig: so viele Frauen in traditionellen Tschadors haben wir im ganzen Iran nicht wieder gesehen. Während viele, vor allem jüngere Frauen im Iran längst nur noch Kopftuch tragen, zeigt sich der weibliche Teil der 430.000-Einwohner-Stadt komplett verhüllt. Die Stadt mitten in der Wüste ist aber nicht nur deshalb einzigartig. Auch die Altstadt sucht selbst im Iran ihresgleichen. Die meisten Gebäude bestehen aus Lehmziegeln. Selbst deren Eingangspforten sind seit Jahrhunderten unverändert. Denn es gibt zwei Klopfer, mit der sich Besucher ankündigen: ein kreisrunder für Frauen mit hellem Klang und ein Klöppel für Männer mit dumpfem Klang. Der Sinn ist klar: Kündigt sich eine Frau an, müssen die Frauen im Haus nicht den Tschador anlegen, bei Einlass begehrenden männlichen Besuchern natürlich sofort.

 

Yazd ist eine Wüstenstadt. Kilometerweit ist sie von der sechsspurigen Autobahn aus bei der Anfahrt zu sehen. Die gleichnamige Provinz ist die niederschlagsärmste und gleichzeitig heißeste des Iran. Durch Pumpanlagen und unterirdische Leitungen wird die Wasserversorgung gewährleistet. Für Yazd und Umgebung sollte man mindestens zwei Tage einplanen, so viel gibt es zu sehen. Hervorzuheben sind die sogenannten Schweigetürme, vier Kilometer außerhalb der Stadt. Noch bis 1970 wurden hier Tote der Minderheit zoroastrischen Glaubens – nach diesem müssen die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft reingehalten werden – bestattet. Man legte die Leichname auf den Türmen aus und überließ sie den Geiern. Nur die übrig gebliebenen Knochen wurden später begraben. Auch heute noch werden die Toten deshalb in speziellen, abgedichteten Betongräbern beigesetzt.

 

Die Mitte Irans bietet Bilder und Farben der Superlative: große Wüstenfläche auf der zentralen Hochebene, wie Lut und Kavir, wechseln mit 3.000 Meter hohen Gebirgen ab. Gelb, Braun, Ocker leuchtet die Landschaft – besonders in der Abendsonne. Hier gibt es Hunderte Sanddünen. Und in dieser Landschaft wurde mit 70,7 Grad die bisher höchste Bodentemperatur gemessen, sie entspricht 58 Grad Lufttemperatur. 

 

In der Mitte Irans ist die Wüste omnipräsent – und außer Yazd viele weitere interessante Städte. Eine davon ist Qom. Die Millionenstadt liegt am westlichen Rand der Wüste Kavir, über die Autobahn nur 135 Kilometer von Teheran entfernt. Qom besitzt mit der Grabmoschee von Fatemeh (Fatima) Masumeh, der Schwester Imam Rezas, nach Mashhad das zweitwichtigste schiitische Heiligtum Irans. Qom ist auch Bildungshochburg: 50 Hochschulen und 60.000 Studenten gibt es hier, davon 15.000 ausländische aus mehr als 90 Ländern. 

 

Wer die Mitte Irans bereist, sollte unbedingt Kermanshah besuchen. Die 800.000 Einwohner zählende Stadt ist seit Jahrhunderten ein großes Handelszentrum unweit der irakischen Grenze. Die Industrialisierung verlieh der Stadt frühzeitig ein modernes Antlitz, der Basar jedoch (Spezialität: Lederwaren) hat seine Ursprünglichkeit bewahrt. In der Provinz Kermanshah befinden sich die Grotten von Taq-e Bostan. Hier steht eine sassanidische Anlage, bestehend aus Grotten und Reliefs, die nahe einem Quellsee angelegt wurden. Im Innern steht eine überlebensgroße Wandplastik des sassanidischen Königs Khosrow II. (590-628). 

Unbedingt sehenswert ist auch der schroff abfallende Felsen von Bisotun auf 2.600 Metern Höhe. Sein faszinierender Anblick beeindruckt Reisende seit Jahrhunderten. Seit 2006 ist Bisotun Unesco-Weltkulturerbe.

 

Wir fahren mit Hamid zurück ins Landesinnere, nach Kerman. Die gleichnamige Provinz ist die zweitgrößte des Irans, hat aber nur 2,7 Millionen Einwohner, davon 520.000 in der Hauptstadt. Hier kam schon Marco Polo 1271 auf seiner Chinareise vorbei. Später blühte Kerman wegen des Handels mit Indien regelrecht auf. Heute ist neben Moscheen und Mausoleen vor allem der Regentenbasar sehenswert. Seine Hauptgasse zieht sich über 750 Meter lang. Der Basar enthält eine Karawanserei, ein Bade- und ein Teehaus.

 

Hamid drängt uns zum Aufbruch: „Wer in der Mitte Irans unterwegs ist, und Bam nicht gesehen hat, war nicht hier“, macht er uns neugierig. Die Stadt mit ihren imposanten Lehmziegelhäusern (ähnlich Yazd) war bis 2003 eine der Hauptsehenswürdigkeiten Irans und stand unter Unesco-Schutz. Am 26. Dezember 2003 zerstörte sie ein Erdbeben fast komplett. 35.000 Menschen kamen ums Leben. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange, wird aber noch 10 bis 15 Jahre dauern, Hotels gibt es bereits wieder in großer Zahl. Und die wegen ihrer hohen Qualität gerühmten Datteln aus Bam findet man an jeder Straßenecke der Stadt. Hamid hat uns nicht zuviel versprochen. 

Autobahn im Iran

Trotz der großen Entfernungen im Iran ist die Fahrzeit zwischen Norden und Süden vergleichsweise gering: Moderne sechsspurige Autobahnen, wenig befahren, machen es möglich

Seitenstraße in Yazd

Typische Seitenstraße in Yazd. Äußerst selten sind hier Frauen auch am Tage allein unterwegs. An den Häusern gibt zwei Klopfer: ein kreisrunder für Frauen mit hellem Klang und ein Klöppel für Männer mit dumpfem Klang

Menschen warten an Bushaltestelle in Isfahan

Menschen warten an einer Bushaltestelle. Kommt der Bus, steigen Männer vorn, Frauen hinten ein

Gebetsteppiche zusammengerollt

Gebetsteppiche warten fein säuberlich aufgereiht auf ihren nächsten Einsatz

DER SÜDEN IRANS
Historische Städte und mediterrane Inseln

Shiraz bietet als Stadt der Rosen eine beeindruckende Lebensqualität.

Im Persischen Golf erreicht man den Iran sogar schon heute visafrei.

Der Anflug auf Shiraz in dunkler Nacht ist spektakulär: Hell leuchtet der Vollmond, sein Licht spiegelt sich im angrenzenden Maharlu-See, während die Maschine bereits fast die Wasseroberfläche berührt. Voraus leuchten die Lichter der 1.540 Meter hoch gelegenen Stadt. Bei der Fahrt vom Flughafen ins Hotel wirkt die 1,5 Millionen-Metropole fast wie ausgestorben. Doch dass hier so viele Menschen leben, spüren wir ab 5 Uhr morgens. Das quirlige Leben beginnt.

 

Im Vergleich zu anderen Großstädten bietet Shiraz seinen Einwohner eine der höchsten Lebensqualitäten. Das liegt an den vielen Gärten und Grünflächen in der sogenannten „Stadt der Rosen“. Und: Shiraz ist die Stadt der Dichter. Hier befinden sich die Gräber der in allen Bevölkerungsschichten verehrten Dichter Hafis und Saadi. Shiraz verbindet auch gekonnt Tradition und Moderne. Viele bedeutende Universitäten Irans und dementsprechend viele Studenten aus aller Herren Länder zeugen davon. Auf ein Ziel unweit der Stadt sind alle Bewohner besonders stolz: 45 Minuten dauert die Fahrt nach Persepolis, der berühmten Repräsentationshauptstadt der Perser. Nur vier Kilometer nördlich von Persepolis liegt das sehr gut erhaltene Felsrelief Naqsh-e Rostam. Es belegt eine Fläche von 8 mal 6 Metern und zeigt König Shapur I zu Pferd mit unterworfenen Römern und persischen Adeligen. Und nur drei Kilometer sind es von Persepolis nach Naqsh-e Rajab. Hier bestaunen wir vier weitere sehr gut erhaltene sassanidische Felsreliefs, die mehr als einen Umweg lohnen: zwei mit König Shapur I und je eins mit König Ardeshir I und dem zoroastrischen Oberpriester Kartir.

 

Wir fahren 85 Kilometer weiter nordöstlich, nach Pasargadae. In der Touristeninfo von Shiraz hatte uns die freundliche Iranerin in bestem Deutsch den Ort gleich nach einem Besuch von Persepolis empfohlen. In Pasargadae siegten die Perser 550 vor Christi über die Meder. Kyrus der Große ließ daraufhin eine Residenzstadt errichten. Hier ist Kyrus auch begraben, hier sehen wir den ehemaligen Residenzpalast mit seiner Halle, die fünf mal sechs Säulenreihen beherbergt und von vier(!) Vorhallen umgeben ist. Auch eine Empfehlung wert: Susa. Die Stadt wurde um die gleiche Zeit wie Persepolis gebaut. Die große zinnenbewehrte Festung auf einem Hügel errichteten französische Archäologen Ende des 19. Jahrhunderts. 

 

Der Süden Irans grenzt an den Persischen Golf, an den Golf von Oman und an das Arabische Meer. Wer hier unterwegs ist, muss unbedingt die Hafenstadt Bandar Abbas besuchen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort rasant. Heute hat die Stadt 400.000 Einwohner und ist eine der wichtigsten Hafenstädte Irans. Es gibt moderne Einkaufszentren, Moscheen, Museen. Aber vor allem auch den großen Fischmarkt, wo eine unüberschaubare Zahl von Händlern diverse Köstlichkeiten feilbietet.

 

Bandar Abbas vorgelagert sind zwei interessante Inseln: Kish und Qeshm. Letztere ist mit 110 Kilometern Länge und durchschnittlich 18 Kilometer Breite die größte im Persischen Golf. Qeshm hat 100.000 Einwohner und liegt nur 25 Kilometer von Bandar Abbas entfernt. Natürlich gibt es auch hier Ruinen, Grabstätten und Märkte – vor allem aber hat Qeshm mediterranes Flair. Die Küstenstraße bietet schöne Ausblicke, Boote locken vielerorts zum Umsteigen aufs Wasser. Qeshm besitzt seit 2006 einen anerkannten Geopark – den einzigen im Nahen und Mittleren Osten. Hauptattraktion ist der Namakda-Salzdom. Dessen 6.3 Kilometer lange Gänge gehören zu den längsten in Saliner Umgebung. Wegen der vielen Besucher vom iranischen Festland sollte man die Feiertage zwischen 19. März und 4. April meiden.

Die Insel Kish hingegen ist die bekannste im Persischen Golf, sicherlich wegen ihres Status als Freihandelszone. Die 16 mal 18 Kilometer große Eiland bietet schöne, weiße Sandstrände und azurblaues Wasser. Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen, Windsurfen, Wasserscooter fahren gehören zu den beliebtesten Aktivitäten. Die Insel ist auch mit dem Rad auf eigenen Fahrradwegen zu umrunden. Wichtig: Kish kann man auch ohne iranisches Visum anfliegen. Allerdings: Die iranischen Kleidervorschriften mit Kopftuch für Frauen und Alkoholverbot gelten auch hier. Das merkt man spätestens am Strand. Er ist nämlich nach Geschlechtern getrennt. (Februar 2015)

Isfahan, Platz des Imam
Isfahan, Platz des Imam

Isfahan ist bekannt durch seinen Naqsch-e Dschahan oder Platz des Imam, nach dem Tian’anmen-Platz in China der zweitgrößte Platz der Welt. Er ist nach Mekka ausgerichtet, besitzt viel Grün und ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen

Kutsche am Platz des Imam
Polizisten am Platz des Imam

Sogar Kutschfahrten werden angeboten – die Polizei schaut eher gelangweilt

bottom of page