Wie Karibik – aber ohne Flugreise
Der Faaker See im Süden Kärntens ist ein Naturparadies.
Das 4*Superior-Hotel Karnerhof bietet dazu passenden Luxus zum bezahlbaren Preis
Von Fred Hafner
Villach. Das Wasser ist türkisblau, warm, glasklar. Im Sommer erhitzt es sich bis 28 Grad. Die Sonne scheint üppig. Vögel zwitschern um die Wette – und in allen Stimmlagen. Der tiefrote Sonnenuntergang abends ist je nach persönlicher Einstellung „traumhaft“ oder „kitschig“. Auf jeden Fall ist er wie im Bilderbuch. Kein Zweifel, das muss die Karibik sein. Allerdings – wir haben kein Flugzeug genutzt. Wo zum Teufel sind wir hier?
Wir befinden uns im Dreiländereck Österreich/Italien/Slowenien. Wir stehen im südlichen Kärnten am Faaker See. Er umfasst 220 Hektar und ist der wärmste See Österreichs. Stünden hier noch Palmen, könnte die Szenerie glatt als tropisches Inselparadies am anderen Ende Welt durchgehen. Aber auch für die Palmen gibt es ein Äquivalent: jede Menge grüne Wiesen und Gärten sowie – ganz wichtig – viele schattenspendende Bäume.
Zu allem irdischen Traum haben wir hier ein Hotel gefunden, das es bei bezahlbaren Preisen mit jedem Luxusressort in der Ferne aufnehmen kann. Nur, dass man eben nicht fliegen muss …
Schilfgürtel wie im Amazonas: Am und im Faaker See kann man stundenlang paddeln und die Zeit vergessen
Aber der Reihe nach: Kärnten im Süden Österreichs ist sehr gut mit Bahn und Pkw erreichbar. Und ja, wer mag kann auch nach Klagenfurt fliegen. Allerdings hält sich die Zeitersparnis wegen des Umstieg in Wien in Grenzen.
Am Faaker See bei Villach sind die Einflüsse des Dreiländerecks deutlich zu spüren. Hier gibt es Manufakturen für handgemachten luftgetrockneten Prosciutto, für hausgemachte Pasta in knapp 100 Varianten – und selbst feinste Weingüter kann man hier besuchen. Obwohl Kärnten bisher unter Weinkennern nicht als besonderes Winzerland bekannt ist. Das ändert sich gerade.
Immer mit dabei: der traumhafte Blick über den Faaker See und die wirklich imposante Karawankenkette! Das Hochgebirge trennt Österreich bzw. Kärnten von seinen südlichen Nachbarn, ist aber dank des 7.864 Meter langen Karawankentunnels kein wirkliches Hindernis mehr.
Morgenstimmung am Faaker See, einem der saubersten und wärmsten Badegewässer Österreichs
Luftbild der gesamten Anlage des Familienhotels Karnerhof, direkt am Faaker See gelegen und mit eigenem Badestrand: Links das Haupthaus mit SPA und Infinity-Pool, mittig und rechts die beiden Anbauten. Alle 94 Zimmer und Suiten haben Seeblick!
Als Unterkunft haben wir den Karnerhof gewählt. Dessen 100.000 Quadratmeter großes Gartengrundstück direkt am Faaker See gelegen ist seit dem 17. Jahrhundert (!) in Privatbesitz der Familien Karner und Melcher. Über mehrere Generationen wurde es weitergegeben.
Ursula und Alfred Karner (Geschäftsführung Hotel) sowie Hans Melcher (Senior-Chef) führen bis heute persönlich und wirklich sorgfältigst den Hotelbetrieb. War der Karnerhof früher nur ein Gasthaus, wurde es ab 1974 mit den neu erbauten Gebäuden zum Hotel. „Uns ist es wichtig, unsere Hotelgröße immer überschaubar und familiengerecht zu erhalten“, benennt Ursula Karner ein wichtiges Credo des Familienunternehmens. So bietet das Hotel heute 94 Suiten und Zimmer. Alle sind zum See ausgerichtet, fast alle mit Balkon ausgestattet. Das Wichtigste aber: Im Karnerhof werden alle glücklich, egal ob Kinder, Paare, sportlich Aktive oder Faulenzer.
Hier am Ufer des Sees könnte mal mühelos eine Woche oder länger bleiben, ohne dass es auch nur einen Moment langweilig würde. Der bis zu 29 Meter tiefe Faaker See (Durchschnittstiefe 16 Meter) lädt vom hoteleigenen Strand aus zum Baden, Paddeln, Rudern, Schnorcheln, Stand-up-paddeln oder einfach zum gemütlichen Cruisen mit elektrobetriebenem Boot oder Wassertreter ein. Er hat Trinkwasser-Qualität, ist durchsichtig und blitzsauber auch bis in große Tiefen. Vor allem aber ist er schon ab Frühsommer bis in den späten Herbst hinein angenehm warm.
Der schönste Platz im Faaker See ist nur mit dem Paddelboot erreichbar. Das Schilf-Mäander im Westen des Sees in Richtung des Abflusses in die Gail führt auf verschlungenen Wegen durch einen breiten Schilfgürtel. Fische, Wasserpflanzen, Enten und Vögel sind hier zum Greifen nahe. Hunderte Libellen surren durch die Luft. Es gibt keinen schöneren Fluchtweg aus dem Alltag. Auf den verschlungenen Kanälen herrschen völlige Ruhe und Einsamkeit.
Den Faaker See kann man natürlich direkt aus dem Infinity-Pool des Hotels bestaunen ....
... oder gleich beim Stand-up-paddeln, Kayakfahren, baden, schwimmen, schnorcheln genießen: Das Wasser bietet jederzeit beste Trinkwasser-Qualität, ist blitzsauber und bis in den Spätherbst warm
Dazu bietet der Karnerhof mit seinem „Seemotionen“ benannten SPA Außergewöhnliches: der neue Wellnessbereich mit Sauna, Infinity-Außenpool, Ruhezonen, Infrarotliegen, Sprudelbecken, Bewegungsraum und FKK-Seesauna lässt keine Wünsche offen. Es gibt Yoga-, Pilates- und Faszientraining, dazu Massageangebote. Für den See gibt es kostenlose Ruderboote und ein Elektroboot gegen Gebühr. Es gibt Liegewiese, zwei Tennisplätze, Tischtennis, Spielplätze.
Doch nun wir wollen raus. Zu zahlreich sind die Erkundungs-, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten in Kärnten und im Dreiländereck. Bereits in unmittelbarer Umgebung des Karnerhofs finden sich beste Wander, Rad- und Mountainbikewege. Das Hotel bietet dafür kostenlose Leihräder (E-Bike gegen Gebühr) an. „Vier gewinnt“ heißt etwa das Motto der Vier-Gipfel-Tour östlich des Faaker Sees. Der Clou für alle, besonders aber für Familien mit Kindern: Die Strecke bietet ohne nennenswerte Steigungen ein Maximum an Ausblicken und Einblicken in die Kärntner Landschaft.
Frühstück mit Blick auf den Faaker See
Großzügige Zimmer mit Balkon und Seeblick
Rund um Villach gibt es bemerkenswerte Manufakturen, etwa für Schinken und Nudeln. Sie behaupten sich mit aufwändiger Handarbeit und höchster Qualität seit Jahrzehnten gegen Großhersteller und Supermarktketten.
So stellt etwa die Firma Rudolf Frierss & Söhne in Villach seit 1898 Fleisch- und Wurstwaren in heute fünfter Generation her. Spezialität ist der weithin bekannte 14 Monate luftgetrocknete Prosciutto, der seinen Ursprung in Italien hat. Die Qualität von Frierss ist so ausgezeichnet, dass der in Kärnten produzierte Prosciutto nun sogar nach Italien verkauft wird. Frierss war und ist Prosciutto-Pionier in Österreich! Bis Japan und Südkorea wird exportiert, das Kilo für Gewerbetreibende kostet erschwingliche 25 bis 35 Euro. Privatkäufer zahlen nur geringfügig mehr. Außer der Spezialität Prosciutto gibt es Zirbenrauchschinken, Schinkenspeck, Schlossspeck, Trüffel-, Berg- und Hirschsalami, Kärntner Hauswürstel und vieles mehr. In Klagenfurt und Villach betreibt Frierss je zwei Verkaufsstellen. Verarbeitet werden nur streng selektierte Schweineschlögel von Landschweinen aus Kärnten und der Steiermark. Die Schlögel werden mehrfach und immer händisch mit Meersalz eingerieben. Das Geheimnis liegt ebenso in der langen Reifezeit von 14 Monaten. Dabei verliert der Schinken mehr als die Hälfte seines Gewichts und verdichtet so seinen Geschmack.
Handarbeit seit 1898 und in fünfter Generation: Die Schinkenmanufaktur Frierss exportiert ihren Prosciutto sogar in dessen Ursprungsland – nach Italien
Das Rohfleisch für die Wurst stammt von regionalen Erzeugern und wird nach überlieferten Rezepten gewürzt
Jeder Schinkenschlögel wird einzeln und aufwändig von Hand gesalzen
Der Rohschinken lagert je nach Reifegrad bis zu 14 Monate .... und immer bei überwachter konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Die Firma Finkensteiner wiederum stellt in ihrer Nudelmanufaktur 92 verschiedene Variationen von Teigwaren her. Chefin heute ist Katharina Gregori – in fünfter Generation. Die Fabrik existiert seit 1882! Einige Maschinen stammen noch aus den 1960er-Jahren. Aber das muss kein Manko sein, denn sie sind gut gewartet. „Unsere Mitarbeiter brauchen kein Fitnesstudio“, sagt Gregori, und hebt lächelnd eine 25 Kilo schwere Nudelform mit beiden Händen in die Höhe. Wie beim Schinkenproduzenten Frierss sind auch hier in der Nudelfabrik alle Rezepte über die Jahrhunderte überliefert. Die Zutaten wie Hartweizengrieß und Eier stammen ausschließlich aus der Region. Und es gibt noch eine Besonderheit: Die Nudelfabrik ist energieautark. Sie betreibt ein eigenes, kleines Kraftwerk. 1.500 Kilogramm Nudeln werden täglich ausgeliefert, rund 400 Tonnen jährlich produzieren die zehn Beschäftigten! Abnehmer sind der Einzelhandel, Großhändler, Unternehmen. Letztere ordern häufig Nudeln mit Firmen- oder personifizierten Initialen.
Die Finkensteiner Eierteigwaren produzieren seit 1882 hochwertige Nudeln. Die beliebtesten sind immer noch Spaghetti, Penne und Spiralen. Aber auch die erst seit ein paar Jahren hergestellten Treccine (gedrehte Zöpfe) reihen sich schon in die Bestsellerliste ein.
Angeschlossen an die Manufaktur sind ein Restaurant und ein Feinkostladen. Hier gibt es regionale Pesto, Saucen, Spezialitäten und Geschenkideen rund um Teigwaren. Beide sind gut besucht. Sie tragen mit ihren Geschäften dazu bei, die Nudelmanufaktur Finkensteiner trotz Konkurrenz von großen Konzernen weiterhin schwarze Zahlen schreiben zu lassen.
Die "Finkensteiner Teigwaren" produzieren seit 1882 hochwertige Nudeln
Chefin Katharina Gregori und ihre Mitarbeiter benötigen kein Fitnessstudio: Die täglich mehrfach zu wechselnden Nudelformen wiegen jeweils 25 Kilogramm!
Viel Handarbeit: Einzeln aufgehängte Nudeln auf langen Spaghetti-Trägern
Regionale Familienbetriebe mit authentischen Produkten – ob Hotellerie, Schinken oder Nudeln. In Kärnten trifft man sie auf Schritt und Tritt.
So auch im Weinbau. Kärntner Weine sind international nicht so bekannt: Die Anbauflächen sind klein, die Qualitäten noch nicht sehr ausgeprägt. Nikolaus Trippel ist Eigentümer, nennt sich „Winemaker“ und will das ändern. Der Winzer war Quereinsteiger, fand 2016 Gefallen am Keltern, bewirtschaftet heute 15 Hektar Anbaufläche. Sein Familienbetrieb „Trippelgut“ bietet beste Panoramaaussicht und ist inzwischen zu einer Produktfamilie gewachsen: „Weingut“, „Essgut“, „Schlafgut“, „Naturgut“, „Seminargut“, „Feiergut“, „Hochzeitsgut“. Die Namen bezeichnen die Produkte: Gäste können also übernachten, fein essen und trinken, feiern, Seminare oder Hochzeiten buchen.
Wichtigstes Standbein aber ist und bleibt der Weinanbau. 100.000 Flaschen werden jährlich gekeltert, „aber nur, was mir auch schmeckt“, sagt Eigentümer Trippel. Es gibt die „Alpenwein-Linie“ und die „Privatwein-Linie“. Letztere ist hochpreisiger, lagert drei Jahre in Holzfässern. Dazu gibt es Schaum- und Süssweine. Besonderheit des Weinguts Trippel ist die Kombination von Schotter- und Schieferböden. Dies, die Höhenlage von 630 Metern und die späte Ernte bis in den November hinein sorgen inzwischen für prämierte Qualitäten.
Trippel vermarktet direkt an Gastronomen, liefert teils auch selbst aus. Um nur beste Qualität zu sichern, erntet er nur 5 Tonnen Trauben pro Hektar, erlaubt wären 10,5 Tonnen. Wegen des Erfolgs beim Weinanbau und -keltern startet das Weingut Trippel nun mit einer neuen Produktpalette: Edelsäfte. Auch hier sind die Geschmacksrichtungen besonders: Quitte, Weichsel, Pfirsich, Birne.
Weingut Trippel in bester Panaromalage mit Blick auf das Karawankengebirge Richtung Slowenien
Nikolaus Trippel keltert nur, "was auch mir schmeckt". Inzwischen produziert er beste Qualitäten
Abends zurück im Hotel erleben wir eine exklusive, einheimische, vor allem authentische Küche. Kein „Schickimicki“, dafür beste Kärntner Speisen mit italienischen Einflüssen. Dazu passt, das Gastgeber Hans Melcher seinen Gästen den Salat direkt am Buffet selbst zubereitet. Gern nimmt er dazu Gewürze aus dem hoteleigenen Kräutergarten. Melcher ist Experte, gibt Balsamico-Seminare und holt das edle Gewürz zweimal jährlich direkt selbst aus Modena in der Po-Ebene Italiens. Vor 30 Jahren hatten die Italiener ihren nördlichen Nachbarn noch viel voraus, wenn es darum ging, den Speisen Saures zu geben. Heute ist Melcher selbst Balsamico-Spezialist, einer von wenigen in ganz Österreich. „Manche Gäste decken sich für ein Jahr lang mit unserem Balsamico ein“, lächelt „Signore Balsamico“ bescheiden und zufrieden. Es soll Gäste geben, die ihren Urlaub in Kärnten und im Karnerhof extra vorverlegt haben, weil zu Hause der Balsamico-Vorrat zu Ende ging …
(Juni 2024)
Fotos: Kärnten Werbung/Franz Gerdl (Schilfgasse), Region Villach Tourismus GmbH / Michael Stabentheiner (Abendstimmung am See), Zupanc (SUP), Region Villach Tourismus, Martin Hofmann (Paddelndes Pärchen), Petr Blaha (Frühstück), Karnerhof, Fred Hafner
Abends im Hotel bereitet Senior-Chef Hans Melcher den Salat für seine Gäste mit feinstem Balsamico selbst zu. Immer dabei im Restaurant: der traumhafte Ausblick auf den Faaker See
Infos und Links:
Anreise:
Auto: über München, Salzburg und die österreichische A 10 bis Villach, Abfahrt Faaker See
Bahn: EuroCity über München-Salzburg bis Villach. Dann Bus oder Hoteltransfer
Flugzeug: nach Wien, Umsteigen nach Klagenfurt, dann Transfer
Hotel Karnerhof am Faaker See:
(Direkt buchen meist günstiger als über Onlineportale)
Regionale Produzenten: