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Genusstour für Radler

Der Nahe-Radweg ist einer der kürzeren Flussradtouren in Deutschland.

Er misst nur 128 Kilometer – hat aber jede Menge Sehenswertes zu bieten

Luftbild Nahetal

 

Von Fred Hafner

Bad Kreuznach. Zugegeben: Er ist nicht der bekannteste Fluss-Radwanderweg Deutschlands. Und er ist auch nicht allzu lang. Aber genau das ist sehr reizvoll: Der Nahe-Radweg in Rheinland-Pfalz hat, was viele (Freizeit-)Radler wünschen: tolle Gebirgsformationen, historische Städte, Salinen, Weindörfer – und kurze Etappen.

Der Nahe-Radweg begleitet die Nahe in ihrem gesamten Lauf: von der Quelle bis zur Mündung. Er startet bei knapp 500 Höhenmetern an der Quelle bei Selbach. Sind wir hier noch im Saarland unterwegs, wechseln wir schon am ersten Tag bei Nohfelden nach Rheinland-Pfalz. Über Birkenfeld und Niederhambach gehts nach Idar-Oberstein. Die weltbekannte Felsenkirche hoch über der Doppelstadt ist das Wahrzeichen. Der Aufstieg ist auch nach einer Tagestour noch gut zu schaffen – die Aussicht dafür überwältigend. In Idar-Oberstein befinden sich auch die einzigen Edelsteinminen Europas, die für Besucher zugänglich sind. Es ist ein einmaliges Erlebnis, die schönen Achate, glitzernden Bergkristalle und funkelnden Rauchquarze im Besucherstollen zu bestaunen.

Blick auf Idar-Oberstein
Schloss Oberstein

Blick auf Idar-Oberstein

Ein Höhepunkt beim Besuch des Doppelortes ist das Schloss Oberstein

Am nächsten Tag gehts weiter nach Bad Sobernheim. Hier sind wir nur noch auf 150 Höhenmetern. War der Abschnitt am Vortag noch durch einige Berganstiege und Talabfahrten gekennzeichnet, wird der jederzeit sehr gut befahrbare und ausgeschilderte Radweg jetzt zunehmend ebener, mit leicht fallender Tendenz. In Bad Sobernheim tauchen wir im Rheinland-Pfälzischen Freilichtmuseum in die Geschichte vergangener Jahrhunderte ein. Dafür wurden knapp 40 historische Gebäude an Originalstandorten abgebaut – und auf dem Gelände des Museums wieder zusammengefügt und detailgetreu eingerichtet.

Luftbild Weinhänge im Nahetal
Burg im Nebel im Nahetal

Blick über Weinlagen am Nahetal. Links und rechts des Radwegs laden viele Straußenwirtschaften zum Probieren ein (Foto oben)

Morgens gibt es häufig noch romantische Nebelschwaden an der Nahe. Die verschwinden, aber Burgen und Schlösser gibt es immer und vielfach zu bestaunen

Auf dem Weg nach Bad Sobernheim locken immer wieder malerische Weindörfer die Radler und Besucher - viele mit Straußenwirtschaften. Weiler ist so ein bis heute authentischer Weinort, der "Schmidtburger Hof", von vier Frauen geführt, sehr empfehlenswert.

 

Bad Kreuznach heißt unser Ziel am dritten Tag. Über das ebenfalls sehr sehenswerte Bad Münster am Stein mit seinen Salinen erreichen wir die Kurstadt nach nur rund 35 Kilometern – und damit bereits wieder am frühen Nachmittag. Es bleibt ausreichend Zeit, die malerische Altstadt zu erlaufen. Besonders sehenswert sind die Brückenhäuser über der Nahe sowie die Kirche St. Nikolaus. DIe Uferbereiche an den beiden Nahearmen und viele Parks bieten Erholung und Entspannung.

Brückenhäuser in Bad Kreuznach

Romantische Brückenhäuser

in Bad Kreuznach

Bad Münster am Stein ist Kurstadt und liegt sehr schön an einem weiten Hang

Luftbild Bad Münster am Stein

Am vierten und letzten Tag rollt es auf schöner Strecke fast von selbst. Denn von Bad Kreuznach nach Bingen am Rhein geht es ständig leicht bergab. Der alte Römer- und Weinort gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Markant ist der Mäusetrum. 80 Meter hoch, liegt er auf einer Insel im „Binger Loch“. Er war früher ein Wach- und Zollturm. Die Flussenge „Binger Loch“ hat heute ihren Schrecken für die Schifffahrt verloren – sie wurde durch eine Sprengung geöffnet. Früher mussten Frachtschiffe sogar aufwändig aus- und wieder eingeladen werden, um die Stelle passieren zu können.

Rotenfels bei Bad Kreuznach

Der eindrucksvolle Rotenfels bei Bad Kreuznach am Radweg.

Er ist Naturschutzgebiet. Nur erfahrene Kletterer besteigen ihn

Der Nahe-Radweg ist in vier Tagen gut zu fahren. Ist er im ersten Teil noch mehr für sportliche Radler interessant, wird er weiter unten zur genussvollen, familienfreundlichen Tour. Die Etappen sind mit 30 bis 40 Tageskilometern sehr gut zu schaffen. Der Radweg ist durchgehend asphaltiert und sehr gut ausgeschildert. Wegen der kurzen Tagesetappen bleibt unterwegs verglichen mit anderen Radwegen immer viel Zeit für Besichtigungen.

 

Hotels und Pensionen gibt es zahlreich, Radlergeschäfte und Ausleihstationen (auch für E- Bikes) ebenso. Fast ständig verläuft der Radweg abseits von Straßen am Fluss entlang. Auch die Bahn ist nie weit. In Bingen an der Mündung der Nahe in den Rhein endet der Radweg – nach nur 128 Kilometer. Jetzt wären wir gern noch weiter gefahren. (Juni 2018)

Anreise:

DB nach Nohfelden, Bad Kreuznach oder Bingen am Rhein 

Reisezeit ganzjährig, beste Zeit Mai bis Oktober

Infos:

www.naheland.net

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