"Waren Sie schon mal in Waren?"
Die Altstadt ist komplett restauriert.
Der Müritz-Nationalpark lockt nebenan autofrei und mit üppiger Natur
Die Altstadt in Waren ist komplett restauriert
Von Fred Hafner
Waren (Müritz). Man muss nicht bis an die Ostsee fahren. Oder an die Nordsee. Die halbe Strecke von Berlin aus gesehen reicht völlig aus. Im Müritz-Nationalpark ist nicht so ein Gedränge wie am Meer. Es gibt facettenreichere Natur, eine üppige Tierwelt, gut ausgeschilderte Wander- und Radwege, historische Dorfanlagen, autofreie Gebiete. Und ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis gibt es auch.
So finden sich im „Land der 1.000 Seen“ inzwischen einige sehr gute Hotels, dazu ausgezeichnete Restaurants. Den Müritz-Nationalpark gibts immer gratis dazu. Er gehört zu den schönsten und ursprünglichsten Gegenden Deutschlands. Glasklare Seen, Urwälder und eine einmalige Flora und Fauna lassen die Augen staunen – und den Kopf abschalten.
Waren (Müritz) selbst ist eine lebendige Stadt mit mehr als 21.000 Einwohnern. Die Mittelstadt ist auch ein Kurort, liegt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Sitz des Amtes Seenlandschaft Waren. Ihm gehören zwölf Gemeinden an. Die Innenstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern ist komplett restauriert. Es gibt Museen, Kirchen, Gärten, Kunst und Kultur. Auf den Märkten werden regionale Spezialitäten angeboten. Am Hafen genießt man maritimes Flair.
Ranger bieten täglich zahlreiche Führungen im Müritz-Nationalpark an
Jetzt aber raus in die Natur: Der Müritz-Nationalpark ist mit 322 Quadratkilometern (entspricht 45.000 Fußballfeldern) der größte deutsche Nationalpark (von insgesamt 16) auf dem Festland. Das größere Teilgebiet liegt östlich der Müritz. Es ist durch weite Kiefernwälder und große Moore gekennzeichnet. Im kleineren Gebiet um Serrahn haben bemerkenswert alte Buchenwälder die Zeiten überdauert. Sie wurden 2011 zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt.
Der Nationalpark ist für Radfahrer und Wanderer erschlossen. Ausgebaute Wege und gute Markierungsschilder weisen diverse Ziele aus. Mühelos kann man hier sieben Tage immer neue Orte und Sehenswürdigkeiten besuchen. Die Kulisse dazu bilden u.a. Seeadler, Kraniche und Rothirsche.
Der Bus fährt stündlich durch den autofreien Nationalpark, Fahrräder werden im Anhänger mitgenommen
Der Nationalparkbus bringt Besucher von Waren bis Rechlin, allerdings nur vom 1. April bis zum 31. Oktober. Über eine Verlängerung in den Wintermonaten wird aktuell nachgedacht. Der etwa stündlich verkehrende Bus ist für Urlauber mit Gästekarte kostenlos. Denn er wird über die Kurabgabe finanziert. Fahrräder werden im extra Anhänger mitgenommen – für 2 Euro pro Fahrt.
In den Dörfern des Nationalparks - so in Federow, Speck, Boek oder Schwarzenhof - gibt es wöchentlich sehr viele Angebote. Professionelle Führer und ausgebildete Ranger bieten Adlersafaris, Kranichtouren, Fischadlerbeobachtungen, Spurensuche heimischer Tiere, Biberbeobachtungen, Sternenwanderungen und vieles mehr.
Eintritt frei: Der Käflingsbergturm bietet mit seiner 55 Meter hohen Aussichtsplattform beste Sicht über den Müritz-Nationalpark
Vom Wasser aus ist der Müritz-Nationalpark ebenso gut zu erkunden: mit den Fahrgastschiffen der Weißen Flotte oder mit dem eigenen Hausboot. Allein 3.000 Charterboote kann man führerscheinfrei für ein paar Tage oder gleich die ganze Woche mieten. Dann sind Orte wie Klink, Röbel, Rechlin und der Bolter Kanal mühelos an einem Tag zu erreichen. Wer möchte, kann auch viel länger unterwegs sein: Die Mecklenburgische Seenplatte, zwischen Berlin und der Ostsee gelegen bietet 600 Kilometer (!) führerscheinfreie Wasserstraßen. Sie ist mit insgesamt 1.117 Seen das größte vernetzte Wassersportrevier Mitteleuropas. Es gibt 200 offizielle Natur- und ein Vielfaches mehr an wilden Badestellen. Alle bieten geprüfte außerordentliche Wasserqualität.
Sechs Millionen Übernachtungen hat die Region rund um den Müritz-Nationalpark jährlich, bei rund 1,5 Millionen Besuchern. Das bedeutet, die meisten bleiben zwei bis vier Nächte. Hinzu kommen jährlich 600.000 Tagesgäste. Viele von ihnen bleiben dann in Waren (Müritz), wo es Einiges zu entdecken gibt.
Petra Hakert führt gern in Tracht durch Waren an der Müritz
„Waren Sie schon mal in Waren?“. Mit diesem Wortspiel empfängt Stadtführerin Petra Hakert Stadtbesucher immer wieder gern. Die meisten müssen ihre Frage verneinen. Dann ist Hakert in ihrem Element. Sie kennt jedes Detail ihrer 21.000 Einwohner zählenden Stadt. Vor allem die Warener Altstadt mit ihren vielen restaurierten Fachwerkhäusern, den Kirchen St. Marien und St. Georgen, dem Alten und dem Neuen Rathaus sowie dem Neuen Markt lässt Besucher staunen. Waren ist heute Hauptort an der Müritz und Zentrum der Urlaubsregion Mecklenburgische Seenplatte.
Der Stadthafen ist Ausgangspunkt zahlreicher Schiffstouren. Um ihn herum gibt es zahlreiche Cafés
Der Stadthafen und das NaturErlebnisZentrum „Müritzeum“ sind weitere wichtige Attraktionen. Letzteres ist aus dem Müritz-Museum und dem Müritz-Aquarium zu einem üppigen Projekt ausgeweitet worden. Ein schwedischer Architekt hat das Gebäude in Holz-Massivbauweise mit einer Fassade aus verkohltem Lärchenholz entworfen. Das soll besonders langlebig sein. „Unsere Stadtführungen sind inzwischen so gefragt, dass wir 16 Stadtführer beschäftigen und auch in englisch und französisch führen“, sagt Hakert.
Waren lebt aber nicht nur vom Tourismus. Er erwirtschaftet derzeit lediglich 15 Prozent der Stadteinnahmen. Das Heilbad bietet darüber hinaus viele Arbeitsplätze: im Schiffspropellerwerk, im Käsewerk, in der Nudel- und in der Verpackungsindustrie, in der Fischerei und bei den Binnenreedereien.
Das Müritzeum ist alles: ein Nationalparkmuseum, ein Geschichtsmuseum, ein Aquarium - aber stilvoll miteinander verbunden
Noch ein Tipp: Für Genießer empfiehlt sich in Waren das Restaurant „Leddermann“, direkt an der Hafenpromenade gelegen. Inhaber Carsten Leddermann ist mit seinen 38 Jahren schon weit in den Küchen dieser Welt herumgekommen. Jetzt hat er in Waren (Müritz) mit seiner Familie seine „Bestimmung“ gefunden, wie er sagt. Leddermann bietet regionale, feine Küche mit höchsten Ansprüchen. Im stilvollen Ambiente des Restaurants serviert er mit seinen 13 Mitarbeitern sowohl Altbewährtes als auch frische kulinarische Ideen. Das Konzept funktioniert, 5.000 Gäste monatlich honorieren es. (Oktober 2021)
Anreise:
Bahn: IC und RE bis Waren(Müritz)
Pkw: A 19 Richtung Rostock, Abfahrt Waren(Müritz)
Infos: